21/05/2003 13:20:11
Liebe Marthe,
da Dein Thema hier mittlerweile in so vielen verschiedenen Beiträgen diskutiert wird schreibe ich jetzt der Einfachheit halber mal einen ganz neuen Beitrag.
Als allererstes fühl Dich mal ganz lieb gedrückt von mir. Da prasselt ja im Moment sehr viel auf Dich ein. Dein Realleben sowieso und jetzt noch wir hier alle.
Ich hoffe, Du verstehst es im Allgemeinen nicht so, das wir Dir irgendwas Böses wollen. Es geht einfach darum, das die Meisten hier doch ein bisschen mehr Lebenserfahrung haben als Du und es wirklich nur gut meinen.
Ich zähle hier im Forum wohl auch eher zu den Jüngeren, allerdings unterscheidet sich meine Einstellung zu Deinem Thema in keinster Weise von den anderen.
Du bist noch sehr jung und Du solltest diese Zeit einfach noch geniessen. Wenn Du auch mit Kai sehr glücklich bist solltest Du trotzdem Dein eigenes Leben geniessen. Mit 18 ist man erwachsen, ja, aber man lernt noch so viel, besonders in den Jahren zwischen 20 und 30. Klar, später auch noch, aber ich denke, gerade dieses Jahrzehnt prägt einen Menschen ganz besonders. Ich sehe es an mir.
Ich habe nach meinem Abi eine Ausbildung gemacht und nicht studiert. Mit 22 bin ich zu Hause ausgezogen und hatte meinen eigenen Job und mein eigenes zu Hause. Eine Beziehung hatte ich damals auch, allerdings stand eine Hochzeit nicht zur Debatte. Ich habe mich in den 5 Jahren bis jetzt so viel weiter entwickelt. Habe neue Erfahrungen gesammelt, Affären gehabt, meine Unabhängigkeit und Freiheit genossen und komplett auf eigenen Beinen gestanden. Deswegen bin ich nun auch bereit, meinen Freund zu heiraten, ich war und bin nie/nicht von ihm abhängig und könnte genauso gut auch alleine wieder auskommen. Das will ich natürlich nicht, er ist für mich der absolut Richtige und der Zeitpunkt zum Heiraten ist auch ok.
Was ich Dir sagen will ist, das ich Dir auch ein unabhängiges Leben wünsche. Versuche auf eigenen Beinen zu stehen. Mache Dich nicht abhängig von Kai. Bisher bist Du noch abhängig von Deinen Eltern.
Du glaubst gar nicht, wie schwer jeder einzelne dieser Schritte ist, die Du jetzt alle auf einmal machen möchtest. Zu Hause ausziehen ist ein Schritt. Plötzlich muss man zusehen, wie man seinen Haushalt geregelt bekommt. Es müssen viele Dinge organisiert werden, wenn Du nicht in Unordnung und Chaos leben möchtest. Dann der Studienbeginn. Da ich nebenbei noch im Fernstudium studiert habe kenne ich den Uni-Alltag nicht. Aber ich denke, auch da musst Du Dich einfinden.
Dann ein weiterer Punkt: eine völlig neue, dazu noch sehr große Stadt. Alle weiteren Punkte will ich nur kurz erwähnen: das Zusammenleben mit Deinem Freund und die Hochzeit und das Leben danach selber.
Ich würde wirklich den Hut vor Dir ziehen, wenn Du das alles so einfach und auf einmal bewältigen könntest. Ich sage Dir das ich es nicht könnte. Klar, man kann gewisse Belastungen für eine bestimmte Zeit auf einmal ertragen. Aber es sind bei Dir mehrere völlig neue Lebensabschnitte, die auf einmal auf Dich zukommen.
Liebe Marthe, denk bitte noch mal ganz in Ruhe über alles nach. Jetzt noch alles hinzuschmeissen ist zwar sehr unangenehm, aber alles in allem leichter, als wenn Du diesen Riiiiiiiiiesenschritt schon hinter Dir hast.
Wir gönnen Dir alle Dein Glück, aber es tut uns auch allen furchtbar leid, wenn Du in Dein Unglück läufst.
Viele Grüße
Andrea