08/10/2009 13:02:54
Jetzt hab ich hier mal einen Text den ihr lesen solltet besonders die, die meinen das ich und andere es übertreiben:
Mangelnde Hygiene bei Einkaufswagen
* SendeterminMittwoch, 19. August 2009, 18.20 - 18.50 Uhr .
Einkaufswagen mit Keimen unter Lupenansicht; Rechte: WDR (TV-Bild)
Bakterienschleuder Einkaufswagen: mehr dran als sich mit bloßem Auge erkennen lässt
Wir fassen sie täglich an, wenn wir einkaufen. Doch wie verschmutzt sind Einkaufswagen wirklich? Servicezeit: Familie hat sie untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend: Die Bakterienbelastung ist vergleichbar mit der auf Toiletten.
Alltag mit verstecktem Gesundheitsrisiko
Alltag im Supermarkt: Kunden benutzen Einkaufswagen. Doch ahnt keiner von ihnen, was er da mit der Grifffläche in die Hand nimmt: gefährliche Schimmelpilze, Fäkalkeime und hochresistente Feuchtkeime. Professor Reinier Mutters von der Universität Marburg ist erstaunt: „Erschreckt hat mich, dass an einigen Stellen tatsächlich Keime vorhanden gewesen sind, die ich dort nicht erwartet hätte. Fäkalkeime erwartete man eigentlich im Darm des Menschen, nicht aber am Einkaufswagen.“ Professor Reinier Mutters ist für Servicezeit: Familie unterwegs. Er forscht am Institut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Gießen-Marburg und nimmt für uns Abklatschproben an zufällig ausgewählten Einkaufswagen: an jedem Wagen an fünf Stellen, in fünf Supermärkten. Er testet bei Tegut, Neukauf, in jeweils einer Filiale des Discounters Aldi und des Konkurrenten Lidl sowie bei der Supermarktkette Rewe. Krankheitserreger am Einkaufswagen: Kaum ein Kunde im Supermarkt kennt das Risiko. So lautet der einstimmige Tenor unserer Befragten: „Keime? Nee, da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht.“
Lange Liste der angetroffenen Gesundheitsschädlinge
Grafik: lateinische Erregerbezeichnungen; Rechte: WDR (TV-Bild)
Gefundene Erreger: eine lange Liste
Die Toilette: das Ekelstichwort, das uns im Labor von Professor Mutters noch öfter begegnen wird. Die Abklatschproben sind ausgebrütet, und der Professor beginnt mit der Auswertung. Zunächst zählt der Mikrobiologe die Zahl der Keimkolonien, danach wird deren Art bestimmt. Doch schon der erste Blick lässt den Mediziner aufschrecken: „Hier eine Probe vom Handgriff eines Einkaufswagens: Hohe Koloniezahl mit diversen gramnegativen Keimen. Möglicherweise auch die Fäkalkeime. Enterokokken kann man zumindest schon erkennen.“ Das Ergebnis ist erschreckend: verschiedene Erreger, die keiner an seinem Einkaufswagen haben möchte – wie zum Beispiel Aspergillus funigatus. Das ist für den Menschen der medizinisch relevanteste Schimmelpilz – eine Pilzinfektion droht schon beim Einatmen.
Wir finden Stenotrophomonas maltophilia, Burkholderia und Acinetobacter, sogenannte Feuchtkeime. Die sind teilweise auch im Krankenhaus von Bedeutung, da sie Bakterien beinhalten, die hohe Antibiotikaresistenzen haben können. Keime, die vor allem für Kranke bedrohlich sind. Außerdem wurden Escherichia Coli gefunden, ein ganz typischer Darmkeim bei Mensch und Tier – also Fäkalkeime. Auch die Gesamtzahl der Erreger macht den Experten fassungslos: Es zwischen 400 und 1.000 Keime. Das heißt, es wurden Areale nachgewiesen, die vergleichbar sind mit einer ungeputzten Toilette. Eine hohe Keimbelastung gilt generell als Risiko für Infektionen durch bestimmte Mikroorganismen. In einem Supermarkt war eine von zehn Proben belastet. Im schlimmsten Fall unserer Stichprobe waren sogar sieben von zehn Proben betroffen – die Gefahr lauert überall. Und das ausgerechnet im Supermarkt, wo die Erreger in Windeseile auf Lebensmittel übertragen werden.
Sichtkontrolle – eine optimistische Schutzmaßnahme
Hygieneexperte Reinier Mutters; Rechte: WDR (TV-Bild)
Hygieneexperte Reinier Mutters von der Universität Marburg
Mediziner Reinier Mutters erklärt, wie es dazu kommt: „Sie sehen das täglich im Supermarkt. Gerade Blattsalat und Gemüse werden unverpackt in den Einkaufswagen hineingelegt. Kinder nehmen Süßigkeiten, einen Apfel, essen dort. Das sind alles Situationen, die einen Pingpongeffekt der Keime verursachen können.“
Wir befragen die großen Ketten: Was tun sie gegen das Problem? Bei Lidl heißt es: „Durch eine tägliche optische Kontrolle der Einkaufswagen durch unsere Vertriebsmitarbeiter vor Ort sorgen wir für eine Grundsauberkeit unserer Einkaufswagen.“ Ähnlich äußert sich Tengelmann: „Wir als Kaiser’s Tengelmann AG überprüfen regelmäßig den ordnungsgemäßen und optisch einwandfreien Zustand unserer Einkaufswagen.“ Und auch Rewe setzt auf die „Sichtkontrolle des Marktleiters“. Der Professor ist kritisch: „Sie werden Verschmutzungen sehen können. Womöglich wenn Eisflecken drauf sind oder sonst was. Aber Bakterien können Sie leider nicht sehen.“ Insofern kann also der Kunde einen wunderbar sauber aussehenden Einkaufswagen vor sich herschieben, der dennoch kontaminiert ist. Ein Risiko also, das durch Sichtkontrolle nicht zu lösen ist.
Die Recherche zeigt Wirkung
Im besten Fall lässt ein Supermarkt mit einem speziell entwickelten Reinigungskonzentrat zweimal im Jahr seine Einkaufswagen reinigen. Ein Dampfstrahler spült den Dreck weg. Den topsauberen Wagen schmückt eine Plakette. Helfen tut das nicht. Schon nach wenigen Kunden ist der Einkaufswagen wieder verschmutzt. Das ist nicht nur eklig, sondern eine echte Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. „Man kann sich durchaus am Einkaufswagen anstecken“, sagt Reinier Mutters, „Bakterien oder Keime müssen generell erst einmal übertragen werden. Das geht ganz selten über die Luft. In den häufigsten Fällen geht es über den direkten Kontakt. Das heißt: Hand, Gerät, Hand und dann in den Körper hinein. Insofern sind Einkaufswagen ein wunderbarer Vektor für Keime, übertragen zu werden. Das könne alles sein, was sie so als neue Büchse der Pandora, als Risikokeime heutzutage haben können.“
Unsere Recherche zeigt Wirkung: Tengelmann will die Mitarbeiter vor Ort noch stärker sensibilisieren, und Tegut verspricht, die „Eigenkontrollen der Einkaufswägen zu intensivieren und zu überprüfen, ob wir die Situation richtig einschätzen.“
Hände waschen nicht vergessen!
Wir besuchen die Firma Wanzl. Das Familienunternehmen verkauft zwei Millionen Einkaufswagen pro Jahr. Dem einzigen deutschen Hersteller sind die gravierenden Hygieneprobleme seines Produkts bestens bekannt. Jetzt endlich reagiert der Monopolist. Neueste Hightech-Handflächen gehen 2009 in den Praxistest. Axel Lang ist der Produktmanager des Unternehmens und erklärt: „Wir denken, dass man die Griffe oder das Griffrohr mit neuen Kunststoffen ausrüsten kann – mit selbstreinigenden Kunststoffen. Diese bewirken dann, dass eventuell vorhandene Keime oder Bakterien abgetötet werden.“
Bis der keimfreie Hightechwagen im Supermarkt steht, kann es aber noch dauern. Bis dahin empfiehlt der Hygieneexperte Reinier Mutters ganz pragmatisch: „Also ich würde nach den Ergebnissen ganz klar in Zukunft darauf achten, mir die Hände zu waschen, nachdem ich den Einkaufswegen bedient und benutzt habe. Ein Risiko kann sich dadurch klar ergeben, wenn man das nicht macht.“ Wie lautet doch die alte Kinderregel: Nach dem Klo und vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen – und jetzt eben auch nach dem Einkauf.