26/09/2008 13:56:18
Liebe Lissycat,
ich habe mit großer Traurigkeit gelesen, wie taktlos und unmöglich sich deine Mutter und deine Schwester verhalten haben.
Ich kann gut mitfühlen, wie es dir geht.
Ich habe auch schon immer kein 100%-gutes Verhältnis zu meiner Mutter.
Ihr Lebensmotto ist "nicht geschumpfen ist schon genug gelobt"- so dass ein liebes Wort oder ein Lob nur selten über ihre Lippen kommen. DAs hat mich schon als Kind/Jugendliche sehr belastet.
Sie ist auch von Natur aus sehr pessimistisch - also das ganze Gegenteil von mir.
Nach meiner Hochzeit hat sie mir ein paar Tage später auch einige nicht sehr nette Dinge gesagt, die mich damals sehr getroffen haben. Ich habe damals auch mein Herz den Weddix-Mädels ausgeschüttet, weil ich gar nicht wusste, wohin ich mich in meinem Schmerz wenden sollte.
Auch mir haben die Mädels sehr geholfen - und jetzt, 3 Monate später ist das Traurige und Verletzende sehr in den Hintergrund gerückt und ich denke nur noch an die schönen Dinge.
Ich denke, dass es dir ähnlich geht wie mir - das Verhältnis wird nie so unbeschwert sein, wie wir Töchter es uns mit unseren Müttern wünschen. Auch ich wäge immer wieder ab, was ich ihr erzähle und was nicht - damit es nicht hinterher gegen mich verwendet wird.
Aber dennoch ist sie meine Mama. Und genau deshalb tut es auch so weh, wenn sie mal wieder was "gemeines" sagt. Denn es gibt ein Sprichwort, an dem viel Wahres dran ist: die Menschen, die man am meisten liebt, können einen auch am tiefsten verletzen.
Und trotz aller Schwierigkeiten liebe ich meine Mama. Weil sie meine Mama ist.
Aber auch ich überlege mir dreimal, was ich ihr erzähle - und ich bin auch froh über die räumliche Distanz von 120 km zwischen uns. So habe ich genügend Abstand, dass sie keine Chance mehr hat, mich so oft zu verletzen wir früher.
Denn dann wäre ich vermutlich heute nicht hier, sondern in Behandlung.
Diese "gesunde Distanz" in jeglicher Hinsicht hilft mir sehr - und inzwischen freue ich mich auch nach 3 Monaten - nur-Telefonaten- mal wieder für ein Wochenende nach Freiburg zu fahren.
So wie heute abend.
Und sie freut sich auch auf mich und meinen Mann.
Das hat sie mir diese Woche auf ihrer Hochzeits-Wochen-Postkarte geschrieben (sie waren zufällig diese Woche dran

).
Ich bin mir sicher, dass es ein schönes Wochenende wird. Und im Hinterkopf habe ich immer, dass ich Sonntag wieder gehen kann - dann lässt sich auch eine blöde Bemerkung viel leichter ertragen.
Ich wünsche dir, dass du in einigen Tagen oder Wochen die traurigen und negativen Gedanken vergessen kannst - und dir wenn du die schöne Grace Kelly anschaust die schönen Momente eurer Hochzeit in Erinnerung kommen.
Ich drücke dich ganz fest.
Deine Anna