06/07/2009 18:17:46
So jetzt will ich mich auch mal an die Tastatur bemühen!
Wie so manche bereits mitbekommen haben, wurde unsere Hochzeit von einem Trauerfall überschattet.
aber mal von vorn:
Wir feierten am 18.06.09 einen fröhlichen, unbeschwerten Polterabend mit vielen Streichen und Schabernack seitens unserer Freunde und Bekannten.
Am Freitag vormittag war Aufräumen der Polterlokalität und Kuchenbacken angesagt. Gegen 15.00 Uhr erreichte uns vollkommen unvermittelt die Nachricht über das Einschlafen der Oma meines Mannes. Da es ihr ab Mittwoch besser ging und sogar von Entlassung aus dem Krankenhaus am Sonntag oder Montag die Rede war, war es für alle ein großer Schock.
Keiner aus der Familie wollte uns was raten, wie wir jetzt mit unser fertig vorbereiteten Hochzeit verfahren sollten.
Eine erste Hilfe kam von dem Pfarrer, der uns trauen sollte. Er meinte, wir sollen trotzdem Heiraten, aber das Fest unter dem Gesichtspunkt, zusammen auch schwierige Zeiten durchstehen, stellen.
Trotzdem wußten wir da noch nicht, wie es weitergeht.
Lust auf Hochzeit hatte keiner.
Nur lassen sich Freitag Nachmittag keine Blumen, Hochzeitstorte, Speisen und Hotelzimmer mehr abbestellen. Als erstes riefen wir unsere Lokalität an, und fragten nach den Konditionen, wenn wir die Feier absagen. Die wollten trotzdem 90% aller voraussichtlichen Kosten. Worüber wir uns sehr ärgerten

Als nächstes sagte ich erstmal meiner Nageltante ab. Und unser Chaffeur rief auch an, hatte aber viel Verständnis für unsere Situation und ließ mir alle Zeit der Welt für eine Entscheidung.
Als der Vater und der Opa meines Mannes aus dem Krankenhaus zurück kamen, fuhr mein Mann zu seinem Opa, um auch mit ihm zu sprechen. Inzwischen versuchte ich das Krankenhaus zu überreden, die oma zum Freitag-Nachmitg in den Abschiedsraum zu bringen, dass auch mein Mann sich von ihr verabschieden kann. Erstmal bekam ich die Antwort: " Vor Montag geht garnichts mehr". Aber Montag wären wir schon in Rom gewesen... Genau das erzählte ich auch der Schwester, auch dass wir das Enkelpaar sind, das am nächsten Tag eigentlich heiraten wollte. Kurz darauf kam ein Rückruf, sie hat unsere Oma nochmal auf Station bringen lassen, wir könnten uns noch verabschieden. Ich habe meinen Mann angerufen, dass er dochnoch ins Krankenhaus fahren kann.
Gegen 19.30 Uhr kam ein Anruf von ihm. Unter Tränen sagte er mir, er habe es seiner Oma erklärt und wir Heiraten morgen.
Man muß dazu sagen, dass vorab der Opa schon gesagt hat, wir sollen heiraten, die Oma hatte sich so gefreut, dass wir es endlich wagen!
Außerdem gab er meinem Mann eine Karte mit, die er zuvor noch mit der Oma aufgesetzt hatte und in dem sie uns eine schöne, beschwingte Feier wünscht, auch wenn sie nicht dabei ist ( sie wäre ja noch im KH gewesen). Das Gespräch mit dem Opa, die Karte und die Möglichkeit sich von seiner Oma zu verabschieden hat bei uns die Entscheidung gebracht, doch zu feiern.
Als mein Mann vom Krankenhaus zurückkam, klopfte es an die Tür. Freunde standen davor, um zu kränzen. Wir erklärten unseren pers. Albtraum und sie fanden es gut, dass wir trotzdem feiern.
Und, wir merkten, dass das Dasein der Freunde und das Kränzen uns gut tat.
Wir riefen den Pfarrer an: "Wir heiraten!" und sagtem dem Chaffeur und der Lokalität Bescheid
Am nächsten Morgen wachten wir mit Tränen auf. Ich sagte" Wir sind bestimmt das traurigste Brautpaar der Welt" Trotzdem rafften wir uns auf, und allmählich nahm uns der Adrenalinschub der Hochzeitsvorbereitung gefangen. Als erstes kam der Friseur fast eine Std. zu zeitig, weil er so aufgeregt war...
Er wurde mit einer Tasse Kaffee auf der Terasse plaziert. Schon klingelte es wieder, der Fotograf stand vor der Tür. Ich wollte eine Reportage, die den ganzen Tag darstellt.
Also ging der Fotograf mit zum Bäcker um Frühstücksbrötchen zu holen, später mit zum Floristen und mit dem Bräutigam Schuhe kaufen. Der hatte nämlich immer noch keine!
Dann wurde fleißig weiter fotografiert, wie die Braut hübsch gemacht wurde. inzwischen kam der Trauzeuge mit seiner Familie bei uns an. Meine Freundin half mit beim Anziehen, kümmerte sich um Sekt, behielt die Kinder im Auge und wurde auch selber noch hübsch gemacht. Früh hatte ich noch meine Visagistin und Nageltante angerufen. Sie kam auch etwas eher, und machte mir nebenbei noch die Nägel.
Die Zeit verging wie im Fluge, ich war fertig, durfte aber nicht aus dem Schlafzimmer, damit ich nicht den Bräutigam in die Arme laufe, Dann endlich durfte ich die Treppe herabschreiten und auf die Terasse gehen, wo ich vom meinem Bräutigam und unseren Kindern erwartet wurde. Übrigens bei strahlendem Sonnenschein.
Dann hieß es schon, die Kutsche kommt! Auf dem Weg zum Standesamt, war mir total mulmig, ich wäre am liebsten wieder ausgestiegen. Alles wirbelte in meinem Kopf durcheinander, War das richtig, wie wir entschieden haben, wie wird das heute werden?... u.s.w.
Am Standesamt gab es erstmal schwarze Schleifen für die Familie zum Gedenken an unsere Oma.
Das fand ich sehr schön. Das Standesamt war sehr kurz und sonderlich gelöst war ich danach auch nicht. Lächeln kam nur auf Knopfdruck, bzw. Aufruf des Fotografens. Dann Spalier an der Kirche: alle, außer unser Opa waren trotz des Trauerfalls gekommen und hießen uns willkommen. Der Pfarrer empfing uns mit den Worten " In dieser Kirche sind alle Gefühle willkommen". Zu Beginn der Trauung ging der Pfarrer mit sehr schönen Worten auf unsere heute zwiespältige Situation ein. Der Kantor sang mit seiner Frau ein sehr schönes Lied zum Thema Liebe und Tod, welches alle sehr berührte. All dies wußten wir vorab nicht, das hatte der Pfarrer quasi über Nacht umgestaltet.
Meine Mutti hatte noch eine sehr schöne Fürbitte für unsere Oma geschrieben. Und als die Gottesdienst zu Ende war, fiel die gesamte Anspannung von mir ab.
Viele Gäste hatten erst durch den Gottesdienst von dem Trauerfall erfahren und beglückwünschten uns zu unserer Entscheidung! Es wurde viel geweint, aber auch viel gestrahlt und gelacht.
Draussen stand unsere " Ente", das Brautauto und um die Ecke blitzte ein gelber Feuerwehrhelm. Die Männer standen mit gefüllten Schläuchen Spalier! Es war so toll!
Dann großes Kolonne fahren zur Lokalität mit Kaffee und Kuchen. Unsere Freunde hatten keine komischen Spiele vorbereitet, sondern nur ein paar kleine Späße, deren Endeffekt etwas Gutes für uns bedeuteten.
Ich kann nur sagen, es war zwei kraftraubendene Tage, auch die Entscheidung war schwierig, aber wir beide haben an dem Tag soviel Liebe durch unsere Familien und Freunde gespürt, dass es für uns doch ein besonderer Tag war.
Auch im Nachhinein finden wir immernoch, das wir die richtige entscheidung getroffen haben.
Und unsere Oma war die ganze Zeit bei uns dabei - im Herzen!
Bilder vom großen Tag gibt es unter diesem Link:
http://picasaweb.google.de/Lottieverkauft/HochzeitWeddix?authkey=Gv1sRgCNuUqeLympTTYw#