05/05/2016 17:08:49
Dann begann die Trauung. Ich hatte im Vorfeld Angst, dass ich vielleicht nicht viel mitbekomme, wenn ich zu aufgeregt bin, aber das war nicht so. Ich habe der Pastorin aufmerksam zugehört, habe mich aber auch immer wieder mal Thomas zugewandt oder auch den Gästen, die in meinem Blickfeld waren.
Für einen Lacher sorgte die Pastorin bzw. der Organist relativ am Anfang. Die Pastorin erläuterte etwas den Ablauf, sagte, dass nach ihrem Gebet gemeinsam mit Orgelbegleitung gesungen wird. Sie dankte kurz dem Küster und dem Organisten und wollte dann eigentlich mit dem Gebet fortfahren, da setzte die Orgel schon ein. Sie rief den Organisten erst so, dann mit Mikro. Er hörte es aber nicht, so dass die Pastorin noch schnell über das Mikro sagte: „Wir singen!“
Die Pastorin hat ihre Sache super gemacht, sehr persönlich unsere Geschichte erzählt, unser Hochzeits-Motte „Soundtracks of our Lives“ immer wieder eingebunden. Es war sehr rührend.
Trotz der Übung am Vortag beim Standesamt haben wir in der Kirche wieder den gleichen „Fehler“ gemacht.

Wir küssten uns nach dem Ja-Wort, während die Pastorin die Ringe vom Altar holte und dann einfach nochmal nach dem Ringwechsel. Doppelt hält besser.
Es war eine traumhafte Trauung. Selbst meine Schwiegereltern, die nichts mit der Kirche zu tun haben, also hauptsächlich meine Schwiegermutter war auch total begeistert von der ganzen Atmosphäre.
Zum Auszug aus der Kirche haben uns unsere beiden Blumenmädchen begleitet, die waren total süß und gingen voll in ihrer Aufgabe auf!
Draußen haben wir nur einige wenige Glückwünsche entgegen genommen von Eltern, Großeltern und ein paar wenigen, die nur zur Trauung da waren. Dann haben wir ein großes Gruppenfoto vor der Kirche gemacht. Wir hatten Glück mit dem Wetter, es war zwar recht kalt aber trocken.
Ich musste dann erstmal zum Auto, mir meine Fleecejacke überziehen und ein Nutellabrot essen. Ich hatte auf einmal Hunger bekommen, das war bestimmt auch ein lustiges Bild.
Wir sind dann zu Fuß mit den Fotografen und TZs in die Fußgängerzone gelaufen. (Die Kirche liegt zentral in der Stadt). Erste Fotos haben wir in einer kleinen Gasse/ Durchgang zwischen zwei Häusern gemacht. Dann haben wir Fotos in einem Schaufenster gemacht. Nach ein paar weiteren Fotos in der Fußgängerzone sind wir ohne die TZs mit dem Auto in eine Tiefgarage gefahren. Dort haben wir noch etliche Bilder gemacht. Unter anderem ein kleines First Look Shooting. Ich habe mein Spitzenjäckchen ausgezogen und den Schmuck angelegt und habe Thomas noch mal überrascht mit meinem Outfit.

(Übrigens hat der Effekt mit dem Spitzenjäckchen super geklappt, alle dachten es gehört zum Kleid. Ich wurde am Abend sogar gefragt, ob ich das Kleid gewechselt habe. Und eine Freundin sagte nach der Trauung zu Mama, ich hätte wetten können, dass sie ein trägerloses Kleid trägt. Tat ich ja auch, es fiel in der Kirche nur niemanden auf.)
Der Fotograf hat in der Tiefgarage wahnsinnig viele Bilder gemacht, sehr viel mit Licht gearbeitet. Wir wurden z.B. von den Scheinwerfern von zwei Autos angestrahlt. Oder er hat die Blitze der Kamera unter meinen Rock gelegt …
Die Tiefgarage lag unter einem Einkaufscenter. Wir sind dann noch hoch in das Einkaufscenter. Ich musste mit meinem Kleid über eine Rolltreppe. Ich habe alle Lagen meines Kleides in den Reifrock gepackt und den dann angehoben, war bestimmt auch ein lustiges Bild.

Oben angekommen sind wir in einem gläsernen Aufzug gefahren und es wurden weitere Fotos gemacht. Unsere „Naturbilder“ haben wir vor dem Einkaufscenter auf dem Grünstreifen zwischen den beiden Straßenseiten gemacht. Dort blühten gelbe und rote Tulpen und der Himmel sah super aus. Für richtige Naturbilder war leider keine Zeit mehr, wir sind dann zügig Richtung Feierlocation aufgebrochen. Dort sind wir mit etwa 20 Minuten Verspätung angekommen.

Die Gäste standen mit roten Rosen Spalier und am Eingang zum Saal erwartete uns ein Laken. Thomas hat mich dann durch das ausgeschnittene Herz getragen und wir bekamen erstmal einen Sekt. Ich habe kurz den DJ begrüßt und mir direkt das Mikro geschnappt, eine kurze Ansage gemacht, dass wir nun gerne die Glückwünsche entgegennehmen und dabei gerne immer ein gemeinsames Foto mit den Gästen machen möchten.

Das hat natürlich länger gedauert als geplant. Und dann sind wir nochmal alle raus auf den Parkplatz und die Gäste haben ein großes Herz gebildet, wir standen in der Mitte und es wurden Bilder mit einer Drone gemacht. Das war zeittechnisch auch nicht geplant, so dass wir mit unserer kurzen Eröffnungsrede erst gegen 19:45 Uhr starten anstatt um 19:00 Uhr.
Wir haben uns dann nur kurz bedankt bei unseren Eltern und TZs, bei ein paar anderen Gästen, die uns geholfen haben. Dann haben wir noch auf das Gästebuch verwiesen, den DJ für Musikwünsche vorgestellt und die Buffetreihenfolge erklärt (die Tische waren nach Filmen benannt und die Filmmusik sollte die Gäste zum Buffet aufrufen).
Schließlich habe ich mich noch mal bei Thomas bedankt, dass er mich während der ganzen Hochzeitsvorbereitungen ausgehalten und unterstützt hat. Da waren wir beide nochmal sehr emotional.
Dann gab es endlich die Suppe. Nach der Suppe hielt mein Vater eine Rede, auch das war nochmal sehr emotional. Dann wurde das Buffet eröffnet. Unser Tisch hieß Forrest Gump und es spielte das Feather Theme.

Dann ging es nach und nach mit den anderen Tischen weiter. Es war so schön anzusehen. Von den insgesamt 19 Tischen musste der DJ nur 2 zusätzlich aufrufen. Und ein Tisch mit Polen ist einfach so zum Buffet gegangen, sonst hat es super geklappt.

Es kam schon richtig Stimmung auf. Und einige Gäste sind zum Buffet getänzelt, so wie ich es mir vorgestellt hab.

Die Tische haben immer mitgeraten, welche Filmmusik gerade gespielt wird und geschaut, wie schnell der jeweilige Tisch reagiert. Das kam so super an! Und ich war so happy!

Ich habe selber mehr umhergeguckt und nur recht wenig gegessen, fand ich aber auch gar nicht schlimm.
Nachdem alle wieder soweit mit dem Buffet durch waren, hatten meine Eltern noch mal etwas vorbereitet. Über einen Beamer wurden Kinderfotos von Thomas und mir gezeigt, meistens sogar in der gleichen Situation (bei den Eltern auf den Schultern, auf einem Aufsitzrasenmäher, mit Nikolaus, bei der Einschulung, …) und dann noch ein paar gemeinsame Bilder aus den letzten Jahren. Das fand ich auch sehr schön.
Anschließend hat das Streichorchester noch etwas vorbereitet: Ein kleines Pfeifen- und Flaschenkonzert. Jeder hatte entweder eine Flasche (Sektflasche, Bierflasche) oder eine Orgelpfeife in der Hand. Die größte Orgelpfeife war etwa 1,5 Meter groß, sah echt lustig aus. Sie haben drei kurze Melodien angespielt. Sehr schöne Idee. Abschließend haben sie uns einen schön dekorierten Geigenkasten überreicht, unser Geschenk.
Dann war es Zeit für den Nachtisch. Das Licht wurde abgedunkelt und die Torte wurde mit einem kleinen Tischfeuerwerk reingefahren. Wir haben sie angeschnitten, mein Mann hatte die Hand oben, ich weiß ja, dass ich die Hosen an ab.

Wir haben uns gegenseitig gefüttert und dann wurde die Torte schon wieder nach hinten zum übrigen Dessertbuffet gefahren.
Und auf einmal war es schon 22 Uhr, mittlerweile waren wir eine Stunde hinter dem Zeitplan, aber es war nicht schlimm, es lief alles super.

Ich bin mit meiner TZ auf die Toilette. Sie band mir die Schleppe hoch und nahm mir den Schleier ab. Als nächstes stand nämlich der Eröffnungstanz an.

Als wir wieder in den Saal kamen, sind mir kurz die Gesichtszüge entglitten

, da tanzten doch tatsächlich schon Leute, bevor wir die Tanzfläche eröffnet haben. Es waren einige von den Polen. Ich habe mich nur ganz kurz geärgert. Denn schließlich stand nun unser Eröffnungstanz an.

Wir haben eine Rumba zu „When You Say Nothing At All“ von Ronan Keating getanzt. Es war ein super Moment.

Ich war gar nicht aufgeregt. Wir sind nicht rausgekommen und konnten den Moment voll genießen, auch mit meinem Kleid lief es gut.

Ich dachte im Vorfeld, dass es viel schwieriger wird damit zu tanzen. Danach haben wir erst mit meinen Eltern und dann mit den Schwiegereltern getanzt. Da wurde es schon schwieriger. Mir sind immer wieder Leute auf mein Kleid getreten, so dass sich die ersten Lagen Tüll leicht verabschiedeten. Im Laufe des Abends hat eine Freundin mir die Schleppe immer wieder zusammengebunden, teilweise mit einem rosanen Band und Sicherheitsnadeln. Sah interessant aus.
Zwischendurch kamen dann noch zwei Spiele. Erst „Alle die“ (eins meiner Lieblingsspiele auf Hochzeiten) und ich habe auch deutlich mehr erraten als mein Mann. Und bei dem zweiten Spiel wurden uns Fragen gestellt, die Antwort sollten wir notieren und hochhalten. Dabei kam es auf möglichst viele Übereinstimmungen an. Das war auch super lustig.
Dann konnte die Party weiter gehen. Irgendwann unterhielt ich mich und auf einmal kam der TZ von meinem Mann und nahm mich mit auf die Tanzfläche. Dort standen noch andere Männer. Sie sagten, ich solle ihnen vertrauen.

Da hoben sie mich auch schon hoch und warfen mich mehrmals, so hoch sie konnten, in die Luft.

Ich habe jedes Mal vor Freude geschrien.

Es hat riesig Spaß gemacht.

Danach habe ich erfahren, dass mein Mann vor mir das Vergnügen hatte. Das hatte ich gar nicht mitbekommen.

Es war so geil!
Und gegen Mitternacht kamen unsere letzten Programmpunkte. Ein Spiel, in dem wir Lieder erraten mussten, die verändert wurden oder von Gästen z.B. mit einem Korken im Mund gesungen werden mussten, … Das Spiel passte super zu unserem Hochzeitsthema, aber wir haben ganz schön versagt und unsere Gäste mussten uns viel beim Raten helfen. Dann kam noch der Vater-Tochter-Tanz bzw. der Mutter-Sohn-Tanz, es war ein schöner Moment, aber lange nicht so emotional, wie ich erwartet hatte.

Dann habe ich den
Brautstrauß geworfen und meine Cousine hat ihn gefangen und sich sehr gefreut.

Parallel wurde das Mitternachtsbuffet eröffnet.
Und trotz der doch vielen Aktionen gegen Mitternacht, die die Party recht lange unterbrachen, war die Stimmung anschließend sofort wieder da.
Über den ganzen Abend war die Tanzfläche nie leer, wir hatten wirklich super Gäste (und natürlich einen super DJ)!
Leider war dann mein Mann verschwunden, so dass ich alleine einige Highlights auf unserer Hochzeit erlebt habe: Bei Dschinghis Khan (ein Musikwunsch von meinem Mann und er war weg?!) haben unsere Gäste einen großen Kreis um mich gebildet.

Bei Achim Reichels Alohe Heja He saß ich als erstes an der Erde und habe gerudert, das gehört bei mir einfach auch zu jeder Hochzeit

(ich weiß nicht, ob ihr das kennt

). Und womit ich auch noch mal richtig überrascht wurde: Es lief Dirty Dancing, mein Cousin kam zu mir und sagte: „Komm ich heb dich hoch!“ Ich wusste erst nicht so genau. Dann lief ich los und er hob mich zusammen mit ein paar anderen Männern hoch und ich schwebte und kreiste über die Tanzfläche.

Das sind drei unvergessliche Momente, die ich nicht missen möchte.

Leider hat mein Mann sie verpasst.
Ich habe ihn dann, nachdem er wohl 1,5 Stunden weg war, in unserer Suite mit seinen drei besten Freunden vorgefunden, wie sie Whiskey tranken. Ich fand das sehr ärgerlich. Wir haben so viele Gäste und er macht etwas, was er auch an jedem anderen Tag machen kann. Ich wollte mir aber davon nicht die Hochzeit vermiesen lassen. Ich habe für meine Verhältnisse recht kurz die Bridezilla raushängen lassen

, habe die Männer zusammengestaucht und konnte dann die Party wieder genießen!
Mein Mann und ich haben dann die letzten Fotos mit dem Fotografen gegen 2 Uhr gemacht. Der Fotograf war eigentlich nur bis Mitternacht gebucht, aber er war total lieb und hat gewartet, weil mein Mann ja zwischenzeitlich verschwunden war. Wir haben noch ein paar Bilder mit Girlanden für die Dankeskarte gemacht, die mir sehr wichtig waren und danach sind wir noch raus und haben dort noch Fotos gemacht. Es hatte wohl irgendwann am Abend gehagelt, der Boden war noch ganz weiß. Aber als wir die Fotos machten, war der Himmel sternenklar und der Mond schien.
Nach und nach verschwanden immer mehr Gäste. Wir haben bis etwa 4:30 Uhr durchgehalten mit einer Hand voll Gästen unter anderem meine Eltern. Die letzten Songs habe ich mit meinem Mann schunkelnd auf der Tanzfläche verbracht und wir mussten beide weinen.

Unser perfekter Tag ging vorbei.

Einen Tanz habe ich noch mit meinem Vater getanzt und da kamen dann die ganzen Emotionen, die mir beim Vater-Tochter-Tanz fehlten. Mein Vater weinte auch, drückte mich ganz doll und sagte: „Muss ich dich jetzt loslassen?? Nein, ich lass dich nicht los!“
So viele Gefühle auf einmal: Ich bin verheiratet.

Mein Tag geht jetzt zu ende.

Ich war traurig und gleichzeitig glücklich über diesen perfekten Tag.
Wir sind dann hoch in unsere Suite und mein Mann half mir aus dem Kleid. Und dann bin ich tatsächlich das erste Mal seit 14 Uhr auf Toilette gegangen.

Wir gingen ins Bett und dann brach alles aus mir raus.
Ich habe bitterlich geweint.

In dem Moment ist alles von mir abgefallen. Ich war so traurig, dass nun die vielen Monate der
Hochzeitsplanung vorbei waren, die vielen Stunden der Vorbereitung. Und dann war ich noch so enttäuscht, dass mein Mann während der Hochzeit lieber Zeit mit seinen Freunden verbracht hat anstatt mit mir. Mein Wunsch im Vorfeld und auch am Morgen, als ich meinem Mann die Socken schenkte, war, dass er den Tag bei mir ist, dass er mich immer im Blick hat. Es war in der Situation einfach zu viel für mich. Wir haben in der Nacht kaum geschlafen, vielleicht 2 Stunden, weil ich entweder geweint habe oder ich versucht habe ihm zu erklären, wie ich mich gefühlt habe. Es war ein gutes Gespräch und auch, wenn ich verletzt und enttäuscht war, musste ich doch immer wieder daran denken, wie sehr ich Thomas liebe.
Tja, so ist das, man streitet sich und versöhnt sich wieder.