20/06/2009 09:27:22
Ich lese gerade hier im Forum quer, und weil ich mich im Moment über Hochzeitsleute ärgere, die wieder einmal alles mehr oder weniger umsonst haben wollen, schreibe ich auch einmal etwas dazu.
Es ist richtig, dass der Organist dann "nichts" kostet, wenn er fest angestellt ist oder den Kirchensatz für eine "normale" Trauung bekommt. Alles, was das übersteigt, berechtigt ihn aber, ein zusätzliches Honorar auszuhandeln.
Als Hauptamtlicher ist er in der Regel gut bezahlt. Als Nebenamtlicher, dem keine bezahlte Regelübezeit zusteht (er hat noch einen Brotberuf auszuüben oder ist Rentner, übt also in seiner Freizeit), wird die Vergütung als Aufwandsentschädigung betrachtet, die, würde sie auf die Stunden der tatsächlichen Vorbereitung umgerechnet, als sittenwidrig gelten müsste.
Es soll Leute geben, die gefragt haben sollen: "Was, Sie müssen auch noch üben? Ich denke, Sie haben das gelernt!"
Dazu wäre anzumerken, dass kein Sportler auf die Rennbahn oder aufs Fussballfeld geht, ohne zu trainieren bzw. sich vorher aufzuwärmen.
Eine "normale Hochzeit" umfasst Orgelmusik zum Einzug und Auszug nach Wahl und Vermögen des Organisten und ca. 3 Choräle, meist aus jeweiligen Gesangbuch, evtl. auch ein Liedchen wie "Herr, deine Liebe" etc.
Problematisch wird's, wenn aus heiterem Himmel Sonderwünsche auftauchen: Bestimmte Musik, die der Organist nicht kennt, für die erst Noten besorgt werden müssen, die geübt und/oder angepasst/umgeschrieben werden müssen, und die Begleitung von Solisten mit mindestens einer Probe vorher. Bei Profis ist es üblich, dasselbe Honorar zu verlangen, was diese bekommen. Bei Familienangehörigen wird's schwierig, die "schenken" ihren Einsatz, es fragt aber keiner den Organisten, ob der auch was schenken will.
Kollegen von mir sind hart, unter 150 bis 300 Euro gehen sie nicht aus dem Haus. Angesichts der Kosten für
Brautkleid, Blumenschmuck und die Feier an sich sollte das aber auch noch drin sein.
Es ist nicht fair, von Organisten Extradienste mit hohem Aufwand zu verlangen, ohne sie dafür angemessen zu entlohnen. Jede Werkstatt stellt alle Dienste in Rechnung, auch die Anfahrzeit, jedes Extra zum Serienmodell beim Auto kostet auch extra.
Das sollten sich potenzielle Brautleute einmal klarmachen und den Organisten nicht für "lau" einplanen. Von allein spielt die Orgel nämlich nicht.
Nichts für ungut.
Sulamith