01/01/2009 13:40:42
Dann führe ich mal fort:
Bei uns war/ist es bisher üblich am Mittwoch standesamtlich zu heiraten, abends wird der Polterabend veranstaltet. 2 Tage später, am Freitag, ist dann die kirchliche Trauung und Hochzeitsfeier.
Anstatt Trauzeugen gibt es bei uns Brautführer. Das sind die zwei bestbefreundetesten Pärchen, am besten unverheiratet. Diese sind auch für die Spielchen/Hochzeitszeitung oder Schleierhalten beim Schleiertanz auf der Feier verantwortlich sowie als Helfer für das Brautpaar. Die Brautführer ziehen beim Einzug vor dem Brautpaar in die Kirche und sitzen mit dem Brautpaar direkt vor dem Altar. Beim Auszug gehen sie hinter dem Brautpaar aus der Kirche.
Eigentlich haben die Brautführer die trad. Aufgabe eines Trauzeugen (Anziehen helfen, JGA planen, Kleid zuppeln, Notfallset dabei etc.)
Trauzeugen werden bei uns aber extra benannt und sind nur für die Unterschrift im Standesamt wichtig.
Hochzeitslader heißen bei uns Hochzeitsbitter! Das lebt bei uns langsam wieder auf, weils so ne Gaudi ist. Hochzeitsbitter sind dann normalerweise die Brautführer. Diese fahren auf buntgeschmückten Fahrrädern (vom Brautpaar geschmückt) und in Frack und Zylinder mit bunten Krepppapierstreifen verziert von Haus zu Haus mit viel Gejohle, haben ein Sprüchlein parat, laden ein, geben die
Einladung ab, dann bekommen sie an ihren Spazierstock von den Eingeladenen jeweils ein Taschentuch geknüpft in dem Geld gekotet ist. Davon bezahlen die Brautführer die Spielchen, Hochzeitszeitung etc. Anschließend ist es Tradition, dass die Geladenen versuchen, die Hochzeitsbitter mit Alk abzufüllen. Manch Hochzeitsbitter schafft pro Tag nur 3 Häuser und muss dann vollstramm aus dem Graben gefischt werden. Es kann aber auch gesitteter zugehen, je nach Charakter des Bitters, ob er sich ziert oder gerne Party macht. Bei uns möchte mein Bruder gerne diese Gaudi mitmachen, sowie der beste Freund meines Zukünftigen. Deshalb lassen wir ein paar Einladungen zurück und verschicken diese nicht mit der Post.
Die Feier selbst fängt bei uns nach der kirchlichen Trauung mit einem Empfang statt. Wir persönlich haben den spätesten Termin in der Kirche gewählt, weil wir mittags noch Fotos machen wollen. Wir heiraten um 16:30 Uhr, Trauung geht bis 17:30 Uhr. Dann gibts Shaking-Hands vor der Kirche, ca halbe Stunde. Danach fährt das Brautpaar vorweg und die Hochzeitgesellschaft mit lautem Gehupe hinterher zur Location. Für die Gäste, die nicht mit zur Kirche gekommen sind, gibt es dann einen offiziellen Sekt-Empfang dort. Danach wird gegessen. Gegen 21:30 /22:00 Uhr ist das Essen vorbei, dann gibt es den Ehrentanz für das Brautpaar. Danach Tanz und Party für alle. Um Mitternacht gibt es den Schleiertanz. Dabei wird ein Ersatzschleier von den auf 4 Stühlen stehenden Brautführern über dem Brautpaar gehalten. Die tanzen dadrunter. Alle Gästen wollen/sollen abklatschen. Dafür werfen sie Hartgeld oben in den Schleier. Am Ende des Liedes geht die Musik aus und die Gäste greifen nach dem Schleier und zerreißen ihn. Wer das größte Stück ergattert hat, wird als nächstes heiraten. (Die Brautführer müssen natürlich geschickterweise vorher das Geld rausgefischt haben! Eigentlich soll vom Geld der Kinderwagen bezahlt werden ...)
Danach gibt es meistens nochmal eine Tanzrunde für alle, dann gibt es Buffet. Und das ist meistens so reichhaltig, wie das Abendessen selbst. Torten, Fisch- und Fleischplatten, Snacks, kalte Platten, Suppe, Käse, Brot, Obst, etc.
Dann wird einfach weitergefeiert, bis zum Morgengrauen. Wenn sich die Gästezahl auf den harten Kern von 20–25 Leutchen gelichtet hat, sagt die Band die letzte Runde an. Dann gibt es das traditionelle Lagerfeuer für das Brautpaar. Das Licht wird gedimmt, die Gäste setzen sich auf den Saalboden in einen Kreis, überall werden Kerzen aufgestellt, auch auf den Boden, und das Brautpaar tanzt seine(n) letzen Schmusesongs/Balladen, Engtanzlieder ... sehr emotionaler Moment, die meisten fangen dann an zu heulen, weil meistens Lieder mit großer Bedeutung für das Paar gespielt werden.
Dann werden die Brautleute von dem Brautführern und dem Rest des harten Krens nach Hause gebracht. Dort gibt es meistens noch ein Spiegeleieressen. Das heißt für Brautpaar: Immer ordentlich was im Kühlschrank haben!!!
Ob es danach noch ne Hochzeitsnacht gibt? Ich werde es euch im Mai berichten!!!