12/09/2009 18:24:36
So, nun versuche ich mich mal an einem Geburtsbericht. Ich weiß nicht, ob ich noch alles so gut zusammenbekomme- das Meiste lief irgendwie an mir vorbei...
Am 02.09. war ich ja nochmal bei der Kontrolle in der Ambulanz. Dort war wie immer alles in Ordnung, aber eben noch keine Anzeichen für eine kurz bevor stehende Geburt. Da ich aber schon 8 Tage über dem (korrigierten) Et lag, wurde ich für den 04.09. einbestellt, wo dann über eine evtl. Einleitung entschieden werden sollte. Die Räumungsklage wurde nun also zugestellt

Der ganze restliche Tag verlief dann noch ganz entspannt.
In der Nacht konnte ich dann nur sehr schlecht schlafen, hatte Rückenschmerzen und wusste gar nicht mehr, wie ich liegen sollte. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass das schon die ersten Wehen waren, welche ich aber als solche nicht erkannt hatte

Am Morgen (ca. 6:00) wachte ich vom Wecker meines Mannes und mit schlimmen Schmerzen auf und musste als erstes zur Toilette. Dort ging dann der Schleimpfropf ab...

Ich also wieder aufgestanden und unter die Dusche gegangen. Dort musste ich mich dann schon immer wieder an der Wand abstützen und die Wehen veratmen.
Nach der Dusche bin ich dann wieder zu Schatzi und meinte zu ihm, dass er glaub ich gar nicht mehr erst zur Arbeit fahren brauche. Er so:"Schön! Dann können wir ja erstmal frühstücken!"


Um 8:30 haben wir dann noch gefrühstückt. Um ca. 10:30h hab ich dann meine Mutter angerufen- die Wehen wurden in der Intensität mehr und die Abstände immer kürzer... Meine Eltern kamen dann auch eine halbe Stunde später und meine Mutter hat mich dann erstmal untersucht. Sah alles sehr gut aus- Muttermund schon etwa 5cm und auch sonst alles ok. Der Befund sprach laut meiner Mutter für einen schnellen Verlauf (wie man sich täuschen kann....)
Um 12:00h haben wir dan mal im Kreissaal angerufen um zu fragen, wies aussieht. Ich wollte auf keinen Fall zu früh ins KH. Dort wurde uns gesagt, dass im Moment ziemlich viel los sei und wir doch noch ein bisschen warten sollten wenns geht. Wir also noch bis etwa 14:30h zuhause gewartet. In der Zwischenzeit waren die Wehen schon sehr heftig und kamen in immer kürzeren Abständen. Meine Mutter und mein Mann haben mich nach Kräften unterstützt und bei jeder Wehe massiert.
Um 14:30h meinte dann meine Mutter "Jetzt sollten wir aber mal los, bevor sie dann doch nicht mehr ins KH vorlaufen kann." (wir wohnen ja nur etwa 200m vom KH entfernt und ich wollte hin laufen). Also gut, wir unsre Sachen gepackt und losgetigert. Unterwegs musste ich aber mehrmals stehen bleiben um die Wehen zu veratmen. Meine Güte- das muss ein Bild abgegeben haben!

Im Kreissaal wurde ich dann gleich ganz freundlich empfangen und untersucht- alles paletti, ich konnte gleich den Kreissaal beziehen, musste also nicht noch ewig auf dem Gang hin und herlaufen oder womöglich nochmal nach Hause.
Meine Mutter hat dann die Leitung übernommen, die angestellte Hebamme kam nur immer wieder vorbei um zu schauen ob alles ok ist.
Tja, und dann verlebte ich Wehe um Wehe, hatte tierische Schmerzen und irgendwie wollte es nicht wirklich vorwärts gehen...Herztöne waren immer super, aber der Muttermund wollte einfach nicht weiter aufgehen. Hab dann irgendwann ein Zäpfchen gegen die Schmerzen bekommen, was meiner Meinung nach aber nicht wirklich was gebracht hat.

Meine Mutter hat immer wieder untersucht und festgestellt, dass das Köpfchen sich irgendwie nicht richtig einstellen wollte. Sie hat zwar immer wieder versucht, dass es durch viele Positionswechsel vielleicht doch noch reinrutscht, aber es wollte nicht klappen... Ich war einfach nur noch willenlos- hab eigentlich alles gemacht, was mir gesagt wurde- aufstehen, hinlegen,auf die Knie,... ich war einfach nur fix und fertig und wollte nur noch, dass diese fürchterlichen Schmerzen aufhören. Daddurch, dass sich das Köpfchen nicht richtig eingestellt hat, hat es bei jeder Wehe gegen die Symphyse gedrückt, was mir unendlich weh getan hat.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hab ich dann eine Spritze gegen die Schmerzen bekommen. Wir hatten die Hoffnung, dass dadurch der Druck auf den Muttermund nachlässt und er sich so weiter öffnen kann. Die Spritze tat gut- ich hatte zwar immernoch wahnsinns-Schmerzen, aber sie waren leichter auszuhalten und die Abstände wurden wieder länger, in denen ich dann immer wieder weggedöst bin.
Um 20:00Uhr war dann Schichtwechsel bei den angestellten Hebammen. Die Nachtschicht hat sich dann erzählen lassen, was bisher war und hat dann selbst nochmal untersucht. Sie meinte dann nur, sie würde gerne mal den Arzt hinzuziehen, irgendwie gefalle ihr die Sache nicht- vorallem die Tatsache, dass ich seit Stunden Wehen hatte und es nicht weiterging. Mit meiner Mutter hat sie dann hin und herüberlegt, ob sie mir nicht noch eine PDA legen sollten um das Ganze dann etwas zu entspannen. Der Arzt kam dann auch um etwa 21:30Uhr, untersuchte mich und meinte nur: "Das hat keinen Sinn- der Kopf stellt sich nicht richtig ein und wird es auch in nächster Zeit nicht tun. Durch eine PDA würden nur die Wehen nachlassen und schlußendlich würde es doch im Kiaserschnitt enden und dann muss es unter Umständen sehr schnell gehen." Es fielen auch die Worte "Hoher Geradstand" und "Beckenanomalie"
Das Ganze lief wie ein Film vor mir ab- als wäre eine andere Person als ich gemeint. Ich war so mit mir selbst und den Wehen beschäftigt, alles andre hab ich nicht wirklich mitbekommen.
Meine Mutter hat mir dann nochmal versucht, zu erklären, was Sache ist, dass wir seit Stunden einen Geburtsstillstand hätten und das Köpfchen sich einfach nicht richtig ins Becken einstellen kann. Es täte ihr leid, aber um einen Kaiserschnitt würde ich wohl nicht herum kommen

Dann ging auf einmal alles ganz schnell: Auf einmal kamen tausend Leute herein- die Eine zog mir meine Klamotten aus, die Andere legte mir einen Zugang, die Dritte (Anästhesistin) machte mit mir die Narkoseaufklärung (Lol, ich weiß wirklich nicht mehr,was die mir da alles erzählt hat...)Hab mich dann für eine Spinal-Anästhesie entschieden- wenigstens das wollte ich noch mitbekommen von der Geburt.
Zwischendrin immer wieder Wehen, die ich irgendwie aushalten musste... Nach der Aufklärung hab ich dann endlich eine Tokolyse-Spritze bekommen, durch welche ich kurzzeitig keine Wehen mehr hatte. Puh! Was für eine Wohltat!
Dann bekam ich ein OP-Hemd an und durfte auf ein andres Bett umsteigen und wurde in den Op gefahren. Dort sind dann meine Mutter und mein Mann zum Umziehen verschwunden und ich wurde in einen Raum gebracht, wo mir zunächst EKG-Elektroden angeklebt und eine Haube aufgesetzt wurden. Dann kam die Narkoseärztin und versuchte, mir die Spinal-Anästhesie zu legen. Doch das wollte irgendwie nicht klappen. Die Gute hat mir eine halbe Stunde lang am Rücken rumgestochert und es hat einfach nicht klappen wollen...


Kurz bevor sie schon aufgeben wollte, hat die Anästhesistin dann doch noch den richtigen Punkt gefunden und ich durfte also die Geburt unseres Kindes doch noch live miterleben. Wenn es nicht funktioniert hätte, hätte ich eine Vollnarkose bekommen müssen.
Dann wurde ich in den OP geschoben, wo tausend Leute um mich rumwuselten. Immernoch war alles wie im Film für mich, total seltsam.
Dann kam der Arzt und auf einmal ging alles ganz schnell- ich spürte rein gar nix und auf einmal hielt mir meine Mutter meine Tochter ans Gesicht!


Konnte es gar nicht richtig fassen, was für ein Gefühl!

Irgendwann sind dann meine Mama, mein Mann und die Kleine zurück in den Kreissaal gegangen, wo sie dann ausgiebigst mit dem Papa kuscheln durfte, während ich noch zusammengeflickt wurde.
Etwa eine Stunde später kam ich dann auch zurück in den Kreissaal und durfte dann endlich meine Tochter in den Arm nehmen. Es war so herrlich, dieses kleine Wesen ganz nah zu spüren, zu streicheln und zu küssen

Etwa 3 Stunden später wurden wir dann auf die Wochenstation verlegt. Mein Mann ist dann doch noch bei mir im Familienzimmer geblieben.
Wow- das ist jetzt doch sehr lang geworden... Ich hoffe, es war euch nicht zu wirr und ihr habt bis hierher durchgehalten?
Ach ja- jetzt im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass ich tatsächlich eine Anomalie des Beckens habe. Der Beckeneingang ist erstens im Durchmesser zu eng und dann auch noch falsch geformt... Eine normale Geburt wäre also nie im Leben möglich gewesen und ich kann von Glück sagen, dass das rechtzeitig bemerkt worden ist und wir so die Geburt noch eingermaßen wenig traumatisch erleben konnten.