03/06/2009 00:53:32
Hallo Mädels!
Endlich kann ich mich auch in die Liste der zahlreichen Hochzeitsberichte einreihen !
Nachdem wir am Mittwoch die standesamtliche gut verlebt hatten, habe ich Donnerstag nur auf dem Balkon gelegen und am Freitag vor dem großen Tag gab es noch richtig viel zu tun. Am Vormittag haben meine Tanten und ich im Garten meiner Eltern die Blumendeko gemacht. Wir haben kleine Sträußchen für die Tisch- und Saaldeko gebunden. Das war noch recht entspannt. Später fuhren wir dann in die Location um alles zu dekorieren. Hier hatten wir noch richtig viel zu tun, da man in unserer Location alles selber machen mußte. Ich zog dann endlich meine Stuhlhussen auf. Ich hatte die Dinger bei einer Mietagentur 700 km von mir entfernt bestellt. Als ich am letzten Tisch ankam, war der Karton plötzlich leer. Es waren 7 Hussen zuwenig im Karton! Ich wurde wirklich hektisch, denn ich kann ja nicht 61 Stühle schmücken und 7 "nackt" lassen. Ich mußte ewig herumtelefonieren (Auskunft, Agentur, AB, Handy) bis ich die Dame endlich zu fassen bekam. Mein hysterischer Unterton in der Stimme übertrug sich auf sie, sekundenlang rief sie immer wieder "Es ist aber zu spät, ich kann nichts mehr schicken" und ich kreischte" Sie müssen aber!" Plötzlich rief sie: "Da ist der Paketbote! Ich kann es noch schaffen! Ich muß auflegen!" Meine Tanten banden mir dann noch aus den Blumenresten für den Saal einen größeren Strauß, damit ich einen Ersatzbrautstrauß in der Hinterhand hätte, falls mein Brautstrauß wieder wie beim Standesamt völlig anders als bestellt sein sollte.
Nach dem Schmücken ging mein Mann mit zu seinem TZ und ich ging allein in unsere Wohnung. Ich war eigentlich recht entspannt, habe noch etwas telefoniert und gebügelt . Dann ging ich zu Bett und bin sofort (!) eingeschlafen. Um 5 Uhr war ich dann plötzlich hellwach und lag mit Herzklopfen im Bett. Am Schrank hing mein Kleid und ich guckte die ganze Zeit drauf. Hab mich dann aber bemüht, wieder einzuschlafen und bin dann um 8 Uhr aufgestanden. Draußen war herrlichen Sonnenschein, windstill und blauer Himmel . Dann stand ich am Fenster, um auf den Paketboten mit den Hussen zu warten. Ich konnte nicht duschen gehen oder kurz zum Kiosk wegen der Zeitung, ich hatte echt Angst, den Boten zu verpassen. Nach 2 Stunden kam er endlich und erlöste mich. Die Hussen waren richtig geliefert worden. Ich konnte in Ruhe duschen und die Zeitung holen.
Dann kam mein Bruder, um die Hussen zu holen und mir den Brautstrauß zu zeigen, den er mittlerweile abgeholt hat. Der Strauß war eine mittlere Katastrophe, sah eher aus wie ein Grabgesteck. Ist mir wirklich unerklärlich, wie meine Blumenfrau das so falsch verstehen konnte, dabei kaufe ich seit Jahren bei ihr. Ich blieb aber ganz gelassen, ich hatte ja noch den Strauß meiner Tanten. Um elf kam meine TZ mit Brötchen. Wir wollten in Ruhe frühstücken, doch ich kriegte gar nichts runter. Meine TZ war total süß und bot mir permanent irgendwas an (Wasser, Banane, Schokolade). Dann begannen wir mit dem Schminken. Ich bekam so langsam richtig schwitzige Hände. Es war ein Gefühl wie in der Achterbahn, wenn sie vor dem ersten Looping steil hochfährt: Ich fragte mich die ganze Zeit, warum in Gottes Namen ich so eine riesige Hochzeit organisiert habe und nun komme ich nicht mehr raus aus der Nummer . Zum Glück rief mein Mann ein paar Mal an und war selbst ganz ruhig, so dass ich mir wenigstens um ihn keine Sorgen machen mußte. Um 14 Uhr kam die Friseurin und hat mir eine schöne Frisur verpasst. Dann durfte ich endlich mein Kleid anziehen, es war allerdings deutlich schwieriger, als gedacht, die ganzen Unterröcke richtig anzuziehen und zu sortieren. Die Schnürung bereitete meiner TZ auch Probleme, Gott sei Dank blieb die Friseurin noch da und half. Dann mußte ich auf Klo und meine TZ mußte mir bei ALLEM helfen! Ich konnte nur rückwärts an die Toilette ran rangieren und sie mußte alles hochheben und die Strumpfhose runterziehen .
Dann standen wir am Fenster und plötzlich fuhr der geschmückte Cadillac vor. Ich bekam echt einen richtigen Schreck und dachte "Nun geht es wirklich los!". Da wir noch Zeit hatten, fuhr uns der Chauffeur noch 10 Minuten durch die Stadt. Das war irgendwie total unwirklich, die Sonne strahlte total und wir fuhren ganz langsam durch die Strassen und alle Passanten haben gewunken. Wie im Märchen .
Dann kamen wir an der Kirche an. Dort standen mindestens 20 wildfremde Leute, die wohl durchs Auto angelockt waren und guckten mich an. Mein Vater wartete schon und begrüßte mich mit den Worten "Pass mit Deinem Kleid auf, da liegt Hundescheiße!" Das hat mich total erleichtert, er war ganz locker drauf, dabei ist er sonst eher zurückhaltend und hatte schon immer gesagt, ihm graut vor dem Reinführen, da er dann bestimmt nervös wird. An der Tür begrüßte mich die Pastorin und fragte, ob ich aufgeregt wäre. Ich fragte aber nur, wie es meinem Mann ginge. Sie lächelte und sagte mir, dass alles gut sei. Dann fing die Orgel an und wir marschierten los. Und trotz aller Aufgeregtheit war ich einfach nur glücklich. Ganz vorn stand mein Mann und strahlte mich an. Alle Gäste freuten sich. Ich versuchte, nicht zu weinen und zu lächeln. Und dann winkte mein Vater in die Kirchenbänke und sagte "Moin Hans!" zu seinem guten Freund, der auch Gast war . Ich mußte echt lachen, weil das so spontan und locker war statt feierlich. Vorn am Altar übergab mich mein Vater und lüftete den Schleier. Mein Mann war sehr gerührt. Die Trauung war sehr schön und persönlich, allerdings mußte ich die ganze Zeit meinen Mann angucken, weil er so toll aussah . Während des ersten Liedes flüsterte er mir zu, ich sähe genauso aus, wie er sich das immer gewünscht hätte . Sein Sohn aus einer früheren Beziehung brachte uns die Ringe und hat das so toll gemacht, er hatte überhaupt keine Angst, obwohl er sonst eher schüchtern ist. Meine Mutter war in Tränen aufgelöst...
Nach der Trauung nahmen wir die Glückwünsche entgegen und wurden mit Weddingbubbles angepustet. Es waren auch einige behinderte Bewohner aus meinem Wohnheim da, die sich ganz doll freuten, mich im Hochzeitskleid zu sehen.
Wir fuhren dann Fotos machen, was auch total locker verlief und dann zur Location, wo die Gäste schon Sekt tranken. Wir wurden noch einmal ausführlich beglückwünscht und mußten uns fotografieren lassen. Dann hielt ich eine kleine Begrüßungsrede und stellte die Gäste vor und mein Mann eröffnete das Büffett. Ich wunderte mich die ganze Zeit über mich selbst, warum ich so entspannt war und alles genießen konnte . Das Essen war super, aber ich konnte nicht viel essen in meinem Kleid. Außerdem rückte der Eröffnungstanz näher, der mir im Magen lag. Der klappte dann aber ganz gut, obwohl ich mir trotz hochgesteckter Schleppe immer hinten aufs Kleid trat. Es kamen auch schnell einige andere Paare auf die Tanzfläche. Danach wechselten sich Vorführungen und Tanzen ab. Viele Leute hatten tolle Sachen vorbereitet, die uns sehr gefreut haben.
Beim Tanzen stellte sich heraus, dass die jungen Gäste nicht besonders viel tanzten, dafür aber die älteren um so mehr. Meine Mutter war die ganze Zeit nur am Tanzen, selbst mein Vater, ein totaler Tanzmuffel schwang das Tanzbein. Leider war dann ein Arbeitskollege meines Mannes total betrunken und wollte unbedingt ein gerade improvisiertes Spiel machen, was wir alle nicht wollten. Er trug trotz mehrfacher Ablehnung immer wieder Stühle auf die Tanzfläche und ließ nicht davon ab. Im Vorfeld hatte er schon diverse Gäste blöd angemacht, ob diese ihm bei dem Spiel helfen wollten. Das hat mich total genervt, wir wollten alle tanzen und er wollte dieses Spiel unbedingt machen. Wir haben ihn schließlich gelassen, mein Mann mußte mich an meiner Hand erkennen mit verbundenen Augen, das ging grad noch.
Später ließ meine Freundin Skylaternen und Luftballons mit Wunderkerzen steigen. Leider flog eine Skylaterne und diverse Ballons in die große Fichte auf dem Nachbargebäude, Gott sei Dank ist aber nichts passiert, es ging alles von selbst wieder aus.
Für den Rest des Abends haben wir getanzt, den Brautstrauß geworfen und die Torte angeschnitten. Bis auf den nervigen Arbeitskollegen hat alles super geklappt, es war eine tolle Stimmung, alle haben sich amüsiert (auch wir ) und um 5 Uhr morgens tanzten immer noch welche. Wir sind um 6 Uhr mit einem Taxi und drei Waschkörben voll Geschenken nach Hause gefahren.
Meine Güte, wer diesen ellenlangen Bericht bis hierhin durchgehalten hat, darf jetzt auch die Fotos gucken :
http://www.pixum.de/viewalbum/id/4333954
LG, Ranunkelchen