Off Topic im weddix Hochzeitsforum

Kennt Ihr das auch? Man will, aber man kann irgendwie nicht ?

Ich war nun fast ein Jahr nicht mehr hier, weil ich auch fast ein Jahr mein Leben überhaupt nicht im Griff hatte. Ich wollte so viel machen… allein in unserem Häuschen wäre so viel zu tun gewesen… und ich war der Meinung: Du hast Energie, Du schaffst das. Erst machst Du das, dann das oder doch lieber das?! Und in dem Wust an Entscheidungen entschied ich mich für was ?! Für nichts… mich überforderte diese Fülle von Aufgaben, die ich mir – wohlgemerkt – selbst gesetzt hatte so dermaßen, dass ich es regelmäßig abends nach dem Essen noch schaffte, das Geschirr zu machen und dann um 20h auf der Couch einschlief. So viel zum Thema Energie.

Ich konnte sie irgendwie nicht umsetzen und verstrickte mich immer mehr in irgendwelche theoretischen Pläne, die ich jedoch nicht im Geringsten verwirklichen konnte. Ich kaufte mich durch Baumärkte und Bastelläden, nur damit der ganze Kram dann unsortiert im Schrank landete, weil ich dann auf einmal wieder eine andere Idee hatte. Im Job blieb alles einigermaßen strukturiert, aber es war im letzten Jahr auch nicht so viel zu tun bei uns. Aber daheim ging alles den Bach runter. Ich nahm mir jedes Mal auf dem Nachhauseweg vor, dies und das zu tun und dann – nichts. Das war wie eine Ohnmacht. Ich konnte mich selbst nicht mehr leiden, bei uns zu Hause herrschte in manchen Zimmern ein regelrechter Saustall. Aber es tat sich nichts… das ging fast ein Jahr so und machte es von Tag zu Tag immer schlimmer.

Ich fühlte mich, wie als hätte man mir einen riesen Stein auf den Rücken geschnallt und mir gesagt, ich müsste damit einen Hürdenlauf machen. Und jeden Tag scheiterte ich bereits an der ersten Hürde… dabei passte das alles so überhaupt gar nicht zu mir. Ich traute mich auch nicht, irgendjemand davon zu erzählen… mir war das peinlich ohne Ende und so zog ich mich mehr und mehr zurück. Dabei war ich immer ein super organisierter Mensch gewesen – besonders auch bei der Vorbereitungszeit unserer Hochzeit. Aber nun hielt ich mich nicht mal an meine To-Do-Listen, wenn ich überhaupt mal eine schrieb.

Meine Freizeit lief nur noch wie ein Film an mir vorbei und so hatte auch die Partnerschaft zu meinem Mann sehr darunter zu leiden. Außer ihm ließ ich keinen so wirklich an meinem Leben teilhaben – das eh nur noch eine Ansammlung von – sagen wir es mal ganz plump – totaler Faulheit war. Man hat mich so erzogen, Probleme stets alleine zu lösen und das versuchte ich und scheiterte ganz kläglich daran.

Ende des Jahres buchten mein Mann und ich für Januar 2010 eine Woche Urlaub am Roten Meer in Ägypten, um den Kopf frei zu kriegen und Sonne zu tanken. Und das war das Beste, was mir und uns hätte passieren können. Wir haben sieben Tage uns wirklich nur auf uns konzentriert, viel geredet und richtig Kraft geschöpft. Mein Chef hatte mir letztes Jahr ein Buch empfohlen, das „Simplify your life“ heißt und in dem beschrieben wird, wie man STÜCK FÜR STÜCK sein Leben vereinfacht und strukturiert. Obwohl ich solche Lebenshilfe-Bücher immer mit viel Skepsis gesehen habe: Es war mein Rettungsseil an dem ich mich langhangeln konnte. Ich habe das Buch im Urlaub komplett gelesen und arbeite mich nun nochmals Step by Step vorwärts durch, um mein Chaos und mein Leben wieder in den Griff zu kriegen.

Mittlerweile ist es mir unbegreiflich, wie ich überhaupt so verloren und kraftlos sein konnte. Ich habe gelernt, dass man nicht gleich das große Ganze schaffen kann, sondern eben immer ein bisschen und davon jeden Tag etwas mehr. Und was ist?! Mir geht es sooooo gut. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin und es wird jeden Tag schöner. Wir haben viele unnütze Dinge daheim aussortiert, verschenkt, verkauft und mit jedem überflüssigen Gegenstand ist mir ein kleiner Stein mehr vom Herzen gefallen. Mittlerweile freu ich mich, fast jeden Tag kleinere Dinge zu erledigen und die Ecken, die wir bereits wieder schön hergerichtet haben, auch in Ordnung zu halten… und es ist so einfach. Unbegreiflich, wie ich das verlernen konnte. Und unbegreiflich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Mein Mann sagte zu mir, wie froh er ist, seinen Sonnenschein wieder zurückzuhaben…

Ich weiß nicht mal, wie meinen Zustand im letzten Jahr nennen sollte… Wenn man „Burn Out Syndrom“ googelt, schreibt wikipedia: „Ein Burnout-Syndrom (engl. (to) burn out: „ausbrennen“) ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit“. Das trifft es zumindest zum Teil… aber egal wie es heißt, was es war, für mich ist es so wichtig, dass es vorbei ist. Gerade jetzt auch das Niederschreiben hier bei Euch hat mir geholfen… danke – fürs Zuhören! Vielleicht hat sich der eine oder andere auch schon einmal so gefühlt und wusste nicht weiter… ich weiß auf alle Fälle seit vier Wochen, dass es immer weiter aufwärts geht und ich liebe mein Leben dafür! Now it's up in the air...

p.s. puh, das war lang... I'm sorry, aber es tat so gut.

Schön endlich wieder etwas von dir zu lesen. Daß es dir so garnicht gut ging im letzten Jahr tut mir sehr leid.Um so schöner,daß du es geschafft hast diese Last von deinen Schultern zu laden.Ich drück dir ganz fest die Daumen,daß es nie wieder zu so einem Zusammenbruch kommt.

Hey Julie, das war ja jetzt ein richtig mutiges Geständnis, Hut ab!


Zu deiner Beruhigung kann ich dir aber sagen, ein bisschen gehts uns allen so (also mir zumindest )

Hoffentlich gehts bei dir weiter bergauf

Hey julie,

davon kann ich ein Lied singen. Mir gings auch eine ganze Zeit so.
Bei mir lags allerdings eher an unserer vorigen Wohnsituation. Ich hab in den letzten Monaten vor unserem Umzug nichts mehr hin bekommen. Alles blieb liegen. Sogar ein Polterabend viel flach, weil wir nix aufgeräumt hatten. In jeder Ecke Kisten und so weiter. Wir fuhren auch mit einem doofen Gefühl in die Flitterwochen und kamen auch mit einem Sch... Gefühl wieder. Nix ging mehr. Habe einen Zweitjob gehabt und konnte so meinm zu Hause entfliehen.

Jetzt sind wir umgezogen (im Mai 1Jahr) und ich fühle mich pudelwohl und ich bekomm die Krise, wenn ich mal einen Krümmel auf dem Boden finde Es ist einfach schön, das alles wieder so gut läuft und auch mit der Familienplanung gehts vorwärts (siehe KinderwunschThread) Auch wenn die Hormone im Moment Achterbahn fahren

Für dich freue ich mich, das du es auch geschafft hast, aus diesem Kreis rauszukommen. Der Spruch : Am Ende des Tunnels kommt Licht" ist wirklich wahr.

Liebe Grüsse Deine MiMa

wow, also ich finde auch das eine Menge Mut dazu gehört das so zu äussern!
Respekt!

Mir ging es nicht ganz so krass wie dir, aber ich hatte auch den Antrieb vom Kopf, aber gebacken hab ich nichts bekommen..
Und diese Phase hielt nicht ein Jahr konstant, sondern kam immer mal wieder.

Aber ich hätte bei dir jetzt auch auf Burn Out getippt.

Hey julie,

ich hatte mich schon gefragt, warum Du nicht mehr hier bist und als Du Dich letztens hier gemeldest hast, hab ich mich gefreut von Dir zu hören.

Ich hab mich gefragt, wie es Dir wohl ergangen ist und lese nun hier diesen Thread. Respekt, für Deine Offenheit!

Der Anfang ist getan. Du hast Dein Problem erkannt und gehst die Sache an. Ich wünsche Dir, dass es weiterhin bergauf geht! Du schaffst das!

Ich finde es mutig, sich das einzugestehen und auch so niederzuschreiben. Erst wenn man einsieht, dass etwas total schief läuft, kann man etwas ändern ...

Alles Gute weiterhin auf dem Weg nach oben.

Es gibt da einen schönen Spruch:

"Denke nicht so oft an das was dir fehlt, sondern an das was du bereits hast."

Auch ich ziehe meinen Hut vor dir. Es gehört wirklich sehr viel Mut und Kraft dazu, sich sowas einzugestehen!

Mach weiter so! Ich wünsch dir alles Liebe und weiterhin so viel Kraft

Mensch Julie.

Wie schön dass es dir wieder gut geht. Ich hoffe doch, dass ich hier wieder öfter von dir höre, äh lese.

Liebe Grüße

Hut ab, sich zu so einem Thema zu outen!
Ganz großes Kompliment!

Phasenweise kommt mir dein Handeln bekannt vor.
Hattest Du auch körperliche Probleme? Warst du krank?

Ich hatte das zwei Jahre nach der Geburt meiner ersten Tochter. Zu Hause bekam ich nichts mehr auf die Reihe, ich verausgabte mich schon beim Planen meiner Arbeit..., dazu kamen bis zu 10 größere Infekte im Jahr.
Ich wurde dann vier Wochen in eine Kur geschickt, und das war meine Rettung.
Schön, dass dein Partner so zu dir gehalten hat! Das machen nicht alle Männer mit.

Alles Gute!

Hallo Julie, gut, dass es dir wieder besser geht! Ich denke in einem gewissen Maß machen viele diese Erfahrung (ich auch), wenn auch nicht ganz so schlimm wie du! Ich denke Abstand gewinnen und den Kopf frei bekommen hilft wirklich. Ich kenn das von mir selbst im Kleineren, dass ich in diesen Trott verfalle und oft längere Zeit nicht rauskomm! Schaffe dann unter der Woche gar nix außer arbeiten und abends kochen. Denke, dass mir alle Aufgaben über den Kopf wachsen und fühl mich unwohler und unwohler je unordentlicher es daheim wird, hab dann das Gefühl auch mein Leben wird unordentlicher...

Bin im Moment auch schon wieder in so einem Trott. Wir waren ein paar WE nicht daheim oder mit Freunden unterwegs, alles blieb liegen, es sieht schlimm daheim aus. Konnt mich nicht aufraffen abends das Haus zu verlassen und hab meine besten Freunde deshalb länger nicht gesehen. Dieses WE steht deshalb aufholen an erster Stelle - hoff ich schaff es, heute Abend gehts los!! Sobald das allernötigste gemacht ist, muss ich mich auch mal wieder ans ausmisten machen!!

Gut, dass dein Mann so ein Verständniss hat! Fieserweise hab ich das Gefühl, dass Männer nicht so sehr dieses Problem kriegen. Meiner zumindest ist meistens super entspannt und kriegt irgendwie auch nie diese "Lähmung", macht mich manchmal ganz irre, wenn ich dann so unproduktiv und deprimiert daneben sitz!

Danke, dass du so offen hier berichtet hast, tut gut zu lesen, dass es anderen ähnlich geht!!

Noch eine Frage in die Runde: Ich habe das Gefühl, dass zu einem Teil das Internet mit verantwortlich ist (oder Computer etc.), Hab das auch schon bei Freunden miterlebt und nun bei mir selbst. Ist manchmal schon fast eine Abhängigkeit. Zwinge mich nun seit letzter Woche abends unter der Woche nicht mehr den Computer anzuschalten und nur noch bei der Arbeit (nicht viel los im Moment und eh langweilig), ausser es ist mal eine wichtige Email zu schreiben. Geht es euch auch so???

Hallo Julie,

ich kann mich nur anschließen, ich finde es ausgesprochen mutig so ehrlich zu sein, vor allem auch zu Dir selbst! Das ist der wichtigste Schritt überhaupt und ab da kann es dann nur noch besser werden

Mir selbst ging es nach der Hochzeit ähnlich, vorher gab es soviel zu organisieren und das mußte ja auch wirklich zu diesem einem Datum erledigt sein. Danach bin ich auch erstmal in ein absolutes Motivationsloch gefallen. Abends habe ich mir immer überlegt was am nächsten Tag zu tun ist und war auch total motiviert, wenn dann der nächste Tag da war habe ich es oftmals nicht geschafft mich aufzuraffen und es zu erledigen. Zum Glück kam dann irgendwann der Punkt an dem ich mich endlich wieder aufraffen konnte und wie Du schon sagtest, man ist einfach nur glücklich wieder alles geregelt zu bekommen und auch ein ganz klein wenig stolz auf sich selbst.

Wie gesagt, super, dass Du das hinter Dir gelassen hast!

Danke für Eure vielen Antworten! Das hat mir nochmal ein Stückchen mehr Kraft gegeben - und auch wenn Ihr alle schreibt: Hut ab, dass ich das so offen zugegeben habe - es hat mir selbst so gut getan.

@jacobine: Richtig krank war ich nur Anfang 2009. Ich hatte monatelang mit zu hohem Blutdruck und Herzrasen zu kämpfen und musste dagegen Medikamente nehmen. Und der Doc sagte, ich solle mich körperlich nicht überanstrengen. Das war dann noch eine Vorlage zum Nichtstun.

@kassi: Weißt Du, was ich dagegen mache, um nicht zu lange am PC zu sitzen (steht auch in meinem Buch). Ich genehmige mir eine bestimmte Zeit am PC, z.B. 40 Minuten und stelle danach eine Kücheneieruhr. Und wenn die bimmelt, mach ich rigoros das zu Ende was ich angefangen hab und danach den PC aus. Das klappt besser, als ich einfach nur zu sagen, so nur 40 Minuten und dann sind die um und ich schieb es immer weiter raus.

Hallo Julie,


ich hatte mich ja schon über deine Pm total gefreut und bin sehr froh, hier wieder mal was von dir zu lesen. Ein Glück, dass du und dein Mann diese Zeit gut überstanden habt. Nach unserem letzten "Gespräch" per Mail habe ich sehr oft an dich gedacht und gemeint, du hast sicher deine Gründe dich zurückzuziehen.

Hoffentlich geht es jetzt weiter Bergauf und du bist bald wieder ganz auf dem Damm.

Drück dich!!

Ich denke bis zu einem gewissen Grad geht es einigen so. Unter der Woche mach ich abends eigentlich auch rein gar nichts, ich häng mich direkt vor n PC und schau fern, der Haushalt bleibt liegen...

Wie auch immer man diese Phase benennen mag, aber ich glaube das braucht man auch gar nicht, es ist schön dass es dir wieder besser geht!

ich freu mich einfach nur für dich, dass es dir wieder gut geht und du diese sich sehr schlimm anhörende zeit hinter dir hast!!

ich habe auch immer wieder mal an dich gedacht und mich gewundert, wieso du promt "von der bildfläche" verschwunden warst.

es ist schön, dass du so offen darüber redest und das auch von dir aus mitteilst, das zeigt nochmal ein stück mehr, dass es dir gut geht

freu mich tierisch auf unser treffen nächste woche und plan mir mal viel zeit ein, glaub es gibt viel zu erzählen

Herzlich Willkommen zurück - auch von Mir!

Es ist schwierig da jemandem Ratschläge zu geben, aber es scheint Dir ja auch gottseidank besser zu gehen. Du warst vermutlich ausgebrannt, überarbeitet, leer. Schön, daß der Urlaub helfen konnte!

Laß' es garnicht mehr so weit kommen und nimm Dir lieber eine Auszeit!

Fühl' Dich gedrückt! Viele Grüße

Jule