19/04/2016 19:04:37
Hallo liebe Alle,
ich bin ganz neu hier und eigentlich jemand, der mit Hochzeiten wenig am Hut hat. Nach längerem Überlegen und Suchen komme ich bei einer Sache aber nicht weiter. Vielleicht könnt ihr mir helfen - auf eure Meinungen bin ich gespannt und danke euch bereits fürs 'Mit-Kopfzerbrechen'.
Es geht um folgendes: Ein Verwandter zweiten Grades heiratet (zum zweiten Mal). Das Verhältnis zwischen uns ist so la-la: Wir haben uns seit Jahren weder gesehen, noch gehört. Meine Eltern schicken immer Geburtstagsgrüße (bzw. auch zu Feiertagen), aber da kommt nie etwas zurück (auch meine Eltern ärgern sich über ihn). Auch wenn die räumliche Entfernung zwischen uns nicht groß ist, haben wir wenig miteinander zu tun (da sind auch sonst nicht viele Gemeinsamkeiten als eben die 'Verwandtschaft'). Ehrlich gesagt, vermisse ich bei diesem Verhältnis auch kaum was.
Nun kam aber eine Einladung zur Hochzeit - per Post. Ich nehme an, dass sie anstandshalber kam (ist ok - auch bei Verwandtschaft, die nich ersten Grades ist, behält man eine gewisse Etikette und läd zur Feier). Ehrlich gesagt habe ich wenig Lust hinzugehen (bei den anderen geladenen Familienmitgliedern sieht es da ähnlich aus - schade, dass sich das so hinter dem Rücken rumspricht). Anstandshalber und um die Etikette zu wahren, werden mein Freund und ich nun hingehen. Rückmeldung wurde den Einladenden im gewünschten Zeitrahmen bereits gegeben.
Nun stellen sich mir aber ein paar Fragen zum Schenken (die Feier steht ja noch an). Eine Hochzeit lässt sich ja, wie ich finde, als sozialer Spiegel sehen. Zum einen spiegelt man als Brautpaar seinen Gästen (z.B. in der Ausrichtung der Sitz-/Tischordnung bzw. überhaupt mit der Einladung: wer ist geladen und wer nicht) eine gewisse Wertung. Zum anderen spiegelt man aber auch als Gast dem Brautpaar eine gewisse soziale Wertung (in der Art und Weise, ob man die Einladung annimmt, aus welchen Gründen man absagt, wie man sich bei der Feier dann verhält und eben auch mit dem, was man schenkt).
Durchaus könnte es ja auch egal sein, ob jemand zum ersten oder x-ten Mal heiratet. Das Geschenk sollte von Herzen kommen bzw. man spiegelt dem anderen eben damit auch, wie sehr er einem am Herzen liegt. Klar - das eigene Budget spielt auch eine Rolle (wenn mir jemand ganz wichtig ist, ich aber kein oder ein geringes Einkommen hab, dann sind überschwingliche Geldgeschenke nicht wirklich drin; man findet aber sicher etwas anderes, um dem anderen seine Wertschätzung zu zeigen bzw. ihm zu zeigen, dass man an ihn denkt, er einem wichtig ist oder ob man ihn mag). Das ist hier aber nicht der Punkt, um den es geht.
Beim diesem Verwandten ist es nun so, dass von seiner Seite all die Jahre kaum Wertschätzung mir, meinen Eltern oder anderen Verwandten rüberkommt (er meldet sich nie, es kommen keine Geburtstagsgrüße o.ä. zurück; er fragt auch nie, wie's einem so geht - man hat das Gefühl, der interessiert sich kaum für andere, wesentlich aber für sich selbst). Aufgrund dieser sozialen Distanz, sehe ich es eben leider so, dass ich zur Hochzeitsfeier anstandshalber zwar gehen werde, aber mit dem Geschenk diese soziale Distanz auf eine gewisse Weise spiegeln möchte. (Ehrlich gesagt verstehe ich auch den Grund nicht, warum ich und mein Freund eingeladen wurden)
Vielleicht ist es fies, das Geschenk als 'Denkzettel' zu versehen bzw. zu 'missbrauchen', aber mir liegt der 'Kollege' eben auch nicht am Herzen. Zudem hat er schon mal geheiratet (ohne Feier) und von unserer Seite kam da bereits ein größeres Geldgeschenk. Bereits da hatten wir untereinander schon wenig miteinander zu tun (ist mir auch Wurst, warum die erste Ehe nicht gehalten hat). Die erste Ehefrau kannte ich kaum und die Neue sagt mir auch nicht viel.
Die nun anstehende (2.) Hochzeitsfeier, findet zudem noch nachträglich statt. D.h. Standesamtlich getraut wurden die beiden bereits im engsten Kreis, jetzt folgt nachträglich die Feier mit Friends&Family...
Die ganze Sache finde ich insgesamt etwas delikat. Euren Rat könnte ich nun ganz gut gebrauchen. Mit dem 'Geschenk soziale Wertung' geht es ja, wie ich finde, eben nicht nur darum, eine gewisse Etikette zu zeigen bzw. Höflichkeit einzuhalten, sondern es geht mir eben auch darum, dem anderen auf taktvolle Weise einen Denkzettel zu verpassen bzw. ihm zu spiegeln, was man so von ihm hält. Irgendwie strategisch ist das schon, mir fällt nur eben nicht ein, wie das strategische Geschenk eben aussehen sollte. Vielleicht hat ja jemand eine Idee
