25/12/2010 16:48:27
Ich schulde Euch ja noch meinen Geburtsbericht .
14.12.10 (ET+4): Beim FA hab ich das erste Mal eine Wehe auf dem CTG, die Arzthelferin macht mich extra darauf aufmerksam. Darüber bin ich froh, denn selbst hätte ich dieses Gefühl nicht unbedingt gleich als Wehe identifiziert, es fühlte sich eher nach einem Magen-Darm-Krampf an . Im Wartezimmer hab ich noch zwei Wehen, der FA meint aber nach der Untersuchung, es dauert noch, der Muttermund ist noch geschlossen.
Ich fahre zu meinem Termin ins Geburtshaus und lasse mir geburtsvorbereitende Nadeln stechen und jeweils zwei in den kleinen Zeh für Wehen. Die Hebamme rät mir, auch diese leichten Wehen zu beobachten, in welchen Abständen sie kommen. Noch nehme ich die gar nicht ernst, schließlich hab ich noch gar keine Übungswehen gehabt und das könnten die dann ja sein. Ich fahre mit dem Taxi nach Hause und leg mich aufs Sofa. Ab und zu kommen ein paar harmlose Wehen.
18:00: Irgendwie hören die Wehen nicht auf. Sie sind zwar nur leicht, aber der Bauch ist auch ziemlich hart. Allerdings nur vorn, die Seiten bleiben weich. Ich will mich nicht verrückt machen und warte entspannt ab.
20:00: Ok, dass sind so langsam alle zehn Minuten Wehen. Ich rufe lieber meinen Mann an, der Gott sei Dank eh grad Feierabend hat. 15 Minuten später steht er in der Tür: "Wo ist die Tasche? Sollen wir los?". Ich beruhige ihn und sage, dass ich erstmal noch abwarten möchte. Ich will auf keinen Fall wieder nach Hause geschickt werden im KH. Ich überlege, ob ich noch was essen soll, damit ich später genug Kraft habe, doch sobald mein Mann mir die Nudeln hinhält, wird mir komisch und ich befürchte, dass ich diese Mahlzeit bereuen werde und mich wohlmöglich übergeben muß.
22:30 Uhr: Jetzt muß ich die Wehen schon veratmen. Mein Mann stoppt die Zeit mit seinem Handy und wird immer nervöser. Nun kommen sie alle 5 Minuten. Ich mache mich fertig (Mein Mann: "Wozu schminkst Du Dich jetzt?!") und wir gehen zu Fuß ins KH. Zwischendurch muß ich mich an einigen Häusern abstützen. Wir müssen so richtig schön klischeemäßig aussehen, mein Mann mit der Reisetasche und ich stöhnend mit dem dicken Bauch. Meine größte Angst ist, dass meine Ausdauer nicht belohnt wird und wir wieder nach Hause geschickt werden. Bei den Schmerzen rechne ich mir schon aus, dass der Muttermund sich geöffnet hat.
23:00: Im Kreißsaal empfängt uns eine total nette, junge Hebamme, die mir sofort sympathisch ist. Ich bin die einzige werdende Mutter, die dort ist. Zuerst wird ein CTG geschrieben. Ich hab sehr starke Wehen. Die Hebamme kommentiert das CTG gar nicht, sondern will gleich den Muttermund testen. Ihr Urteil "Erst 2 cm, dass dauert noch" schmettert mich nieder. Als sie den Raum verläßt, heul ich erstmal los. Schon den ganzen Abend solche Schmerzen und dann dauert es noch ewig? Was steht mir da noch bevor?
23:30: Die Ärztin macht einen letzten US und fragt mich, wann die Fruchtblase geplatzt sei. Ich bin ertaunt, ich hab nichts gemerkt. Sie macht noch einige Untersuchungen, wir finden aber nicht raus, wann und wie die Fruchtblase abhanden gekommen ist. Die Hebamme kommt wieder rein und merkt meine Niedergeschlagenheit. Ich sage ihr, dass ich nun doch langsam Angst kriege, wenn diese Wehen bisher nur wenig gebracht haben. Sie beruhigt mich und bietet mir an, mir eine Schmerzspritze gegen den schlimmsten Wehenschmerz in den Oberschenkel zu geben. Danach soll ich mich im Wehenzimmer erstmal ausruhen und mich ins Bett legen.
23:40: Die Spritze tat weh, nun will ich mich ausruhen und leg mich ins Bett. Mein Mann geht zur Toilette und wir stellen uns auf etwas Erholung ein. Die Hebamme will nur noch kurz den Muttermund prüfen....8 cm offen innerhalb der letzten 20 Minuten. Ich kriege einen Schreck. Die Ärztin und Hebamme können es gar nicht glauben. Statt auszuruhen, komme ich sofort in den Kreißsaal. Dort fühlt die Hebamme noch einmal: Muttermund komplett offen. Nun liege ich auf dem Kreißbett und will mich nur noch platt hinlegen, aber die Hebamme läßt mich nicht. Ich muß auf die Seite, Bein hoch, in den Vierfüßlerstand...ich muß turnen wie bei den Bundesjugendspielen. Die Wehen sind weiterhin heftig. Ich soll nur veratmen, dass Baby rutscht von allein.Die Hebamme klettert die ganze Zeit unter meinem Bauch herum, um die Knöpfe vom CTG festzuhalten.
1 Uhr: Es geht nicht recht weiter, die Hebamme vermutet, dass das Baby sich an meiner vollen Blase aufhält. Nun kommt mein schlimmster Moment, vor dem ich solche Angst hatte: Ich soll einen Einmal-Katheter bekommen. Die Hebamme weiß, dass dies für mich ganz schlimm ist und bietet mir zunächst an, den Toilettenstuhl zu nutzen. Leider tut sich dort nichts, obwohl Ärztin und Hebamme alles versuchen: Wasser laufen lassen, meine linke Hand in einen Eimer warmes Wasser halten...schließlich stimme ich dem Katheter zu, mache mich steif vor Angst und warte...und warte und....merk überhaupt nichts!
2:30 Uhr Jetzt geht es richtig los. Ich darf pressen. Die ersten Versuche klappen nicht so recht. Ich merk selbst, dass die Kraft nicht da ankommt, wo sie hinsoll. Die Ärztin sitzt zwischendurch gemütlich auf einem Stuhl im Kreißsaal "Sie machen das schon". Die Hebamme motiviert mich unermüdlich.
2:50: Die Hebamme schlägt vor, dass ich zwei Wehen im Stehen versuchen soll, um die Schwerkraft auszunutzen. Ich klettere vom Bett, als wäre nichts gewesen (mein Mann wundert sich bis heute, warum ich mich dort so sportlich benommen hab, obwohl ich die ganze SS hauptsächlich gelegen hab). Im Stehen klappt es richtig gut. Mein Mann hat Mühe, mich festzuhalten, mit soviel Kraft presse ich.
3:14 Uhr: Anne Pauline "fällt" direkt in die Arme der Hebamme, die hinter mir kniet. Sie reicht sie mir hoch, aber ich wage nicht, sie so fest anzufassen. Mein Mann klettert übers Bett und nimmt sie hoch auf das Bett. Mein erster (total bescheuerter Gedanke): "Sie sieht ja gar nicht aus wie Du oder der Papa, sie sieht ja aus wie sie selbst!"
Leider mußte ich noch länger genäht werden, dass war fast schlimmer als die gesamte Geburt. Und es stimmt tatsächlich, die Wehenschmerzen sind sofort danach vergessen.... Insgesamt war es nicht wirklich schlimm, ich konnte mich in den Wehenpausen immer gut erholen, mein Mann dachte teilweise, ich wäre eingeschlafeb. Die Hebamme war super und hat mich unermüdlich bestärkt. Ohne sie wäre ich nicht so locker und entspannt gewesen. Mein Mann hat mich auch toll unterstützt. Ich hab zwar einige Blackouts, z.B. kann ich mich überhaupt nicht erinnern, wann ich meine Hose ausgezogen hab, aber das macht ja nichts .
Ich hab solche Angst davor gehabt, aber es war wirklich nicht schlimm, man kann es aushalten und der Körper stellt sich drauf ein .
LG, Ranunkelchen