30/06/2009 19:38:39
Und hier folgt wie versprochen der Bericht über unsere kirchliche Trauung, den ich nicht wirklich kurz fassen konnte. Also besser nur lesen, wenn ihr viel Zeit habt.

An diesem Morgen ging der Wecker um 6:30 Uhr. Abgesehen davon, dass ich furchtbar müde war und kaum aus dem Bett kam, ging es mir an diesem Morgen recht gut. Kurz vor sieben hatte ich es endlich geschafft, mich unter die Dusche zu schleppen. Mein Schatz konnte noch ein wenig länger schlafen.
Um 7:30 stand auch schon meine Trauzeugin vor der Tür, um mich zum Friseur abzuholen. Vorher verstauten wir allerdings noch mein Kleid im Arbeitszimmer, dass wir sorgfältig verschlossen, bevor wir losfuhren.
Unterwegs noch ein kleiner Stopp beim Bäcker, und pünktlich um 8 Uhr betraten wir den Friseursalon. Sogar meine Friseurin war ein wenig aufgeregt. Während sie erstmal meiner TZ die Haare auf Wickler drehte, konnte ich in Ruhe frühstücken und einen Kaffee genießen. Als ich dann später selbst unter der Haube saß, mussten mich die Promis in den Klatschzeitungen ablenken, damit die Aufregung mich nicht jetzt schon zittern ließ.
Gegen 20 nach 10 verließen wir den Salon schon wieder, nachdem Tonnen von Haarspray meine Frisur und Haarklammern meinen Schleier und mein Diadem befestigt hatten.
Zu Hause angekommen setzten wir erstmal Kaffe auf, packten das Kleid aus, immer darauf bedacht die Katze aus dem jeweiligen Zimmer fernzuhalten, und ich schwang noch den Staubsauger, um zu verhindern das später Unmengen an Katzenhaaren im Kleid hängen würden. Um 11 Uhr traf unsere Kosmetikerin ein. Für sie gab es auch erstmal einen Kaffee, dann ging’s los mit meinem Makeup. Während sie anschließend meine TZ schminkte, suchte ich mir alles mögliche zu tun, um nicht in Panik zu verfallen. So packte ich meine Handtasche, legte meinen Schmuck raus und schmierte zuguterletzt noch Toast für meine TZ und mich – mittlerweile hatten wir beide schon wieder Hunger.

Als wir beide fertig waren, stießen wir erstmal mit einem Glas Sekt an.
Kurz nach eins war es soweit: Zeit mein Kleid anzuziehen. Das war der Augenblick, in dem es mit meiner Ruhe, sofern vorhanden, endgültig vorbei war. Das Kleid war noch nicht ganz fertig geschnürt, als das Telefon klingelte. Ich meldete mich brav mit meinem neuen Namen – und am anderen Ende herrschte sekundenlang Stille. Mein Mann war dran. Er hatte seinen Gürtel vergessen, den wir ihm nun mitbringen sollten. Damit sorgte er natürlich für einige Lacher.
Ich war gerade fertig, da klingelte es auch schon an der Tür. Unsere Freundin war mit dem Hochzeitsauto vorgefahren, ihrem schwarzen Käfer-Cabrio. Den Blumenschmuck, ein wunderschönes Herz aus apricotfarbenen Rosen, hatte mein Schatz im Laufe des Vormittags bei ihr abgeliefert und angebracht. Um 14:10 machten wir uns daran, mich samt meinem Kleid im Auto zu verstauen. Wir fuhren extra langsam, weil noch so viel Zeit war und der Weg zur Kirche relativ kurz.
Zum Glück hielt das Wetter. Es war zwar bewölkt, aber einigermaßen warm und vor allem trocken. Unterwegs konnte ich durch eine Querstrasse einen Blick auf die Kirche erhaschen – um, festzustellen, dass noch jede Menge Gäste draussen vor der Kirche standen. Da noch etwas Zeit war, hielten wir einige Meter vor der Kirche an, wo uns keiner sehen konnte. Meine TZ versuchte, jemanden zu erreichen, um herauszufinden, ob wir schon kommen konnten. Der TZ meines Mannes hatte allerdings sein Handy zu Hause gelassen, und sowohl seine Frau, mein Mann, wie auch alle anderen hatten ihre bereits ausgeschaltet. Dann fingen die Glocken an zu läuten – es war wohl Zeit.

Als wir vor der Kirche vorfuhren konnte ich schon aus der Ferne sehen, wie aufgeregt mein Schatz war. Der Brautstrauß in seiner Hand zitterte wie Espenlaub. Schon während ich aus dem Auto stieg, konnte ich die Tränen kaum zurückhalten. Mein Schatz hatte aber auch feuchte Augen und brachte nicht mehr als ein gehauchtes „Schön...“ heraus. Am liebsten hätte ich in diesem Moment die Zeit angehalten.
Bevor wir hoch in die Kirche gingen, rief noch eine Dame mit einer Kamera, wir sollten doch mal herschauen. Ich dachte zuerst, es sei unsere Fotografin, was sich als Irrtum herausstellte. Mein Vater hatte doch tatsächlich die lokale Presse bestellt!
Nun wurden wir endlich von unserem Pastor an der Tür empfangen und gingen in die Kirche. Mir blieb vor Aufregung fast die Luft weg. Ich war gar nicht in der Lage, mich richtig umzusehen. So konzentrierte ich mich einfach auf meine Trauzeugin, die schon vor an ihrem Platz stand. Hätte ich jemand anderem in die Augen gesehen, ich wäre sicher in Tränen ausgebrochen.
Der Gottesdienst war wirklich wunderschön. Vor Rührung konnte ich die Lieder kaum vollständig mitsingen. Mein Schatz war immer noch so aufgeregt, dass das Kirchenheft in seiner Hand wie verrückt zitterte. Um die Texte lesen zu können, musste ich es selbst halten.
Der Pastor war einfach großartig, baute sogar den Text unserer Hochzeitsanzeige in seine Rede mit ein. Dann war es soweit: die Traufrage war dran. Diesmal hatte ich etwas weniger Mühe mit meiner Stimme, als am Vortag. Aber weniger aufgeregt war ich deswegen nicht.
Als wir zu „Oh Happy Day“ aus der Kirche auszogen, konnte ich kaum aufhören zu lächeln. An der Tür warteten schon unsere Blumenkinder, und draussen bot sich uns ein wunderbares Bild: Schützenbrüder- und Schwestern aus unseren beiden Vereinen hatten sich zum Spalier stehen versammelt, hielten grüne und weiße Luftballons und zauberten ein Meer aus Seifenblasen. Die hatte unsere Freundin aufgehoben, von der Hochzeit von Schatzi’s Trauzeugen zwei Wochen zuvor. Dafür hatte ich sie nämlich eigentlich besorgt.
Auch einige meiner Jungschützen, die ich bis letztes Jahr trainiert habe waren da, was mich sehr gefreut hat – bis auf die Tatsache, dass sie Reis warfen, und zwar mir direkt ins Gesicht und in den Ausschnitt. Das hatte ich eigentlich nicht gewollt.
Nachdem uns alle vor der Kirche gratuliert hatten, gingen wir in den Garten hinter der Kirche, um Fotos zu machen. Erstmal mit unseren Eltern, Geschwistern, meiner Oma und den Trauzeugen. Dann schickte ich alle schonmal nach vorn, damit wir in Ruhe unsere Portraitfotos machen konnten.
Dann ging’s mit dem Cabrio los zur Location, wo schon der Sektempfang vorbereitet war und wir nochmals Gratulationen entgegennehmen durften – und Geschenke natürlich.

Gegen 17 Uhr setzten wir uns zum Essen, das absolut lecker war. Vorher allerdings hielt mein Mann noch seine Begrüßungsrede und ich sagte kurz ein paar Worte auf Englisch, um unsere amerikanischen Gäste zu begrüßen. Viel bekam ich aber nicht heraus, weil mir schon wieder vor Rührung die Tränen kamen.
Während des Desserts erwartete uns eine kleine Überraschung: mein Vater hatte eine kleine Rede vorbereitet. Und wieder war ich zu Tränen gerührt.
Nach dem Dessert wechselten wir von der Diele in den Tanzsaal. Dort stellte meine Mutter ersteinmal fest, dass wir vergessen hatten, die Einwegkameras aus dem Auto zu holen. Und auch das Gästebuch lag dort noch warm und trocken. Unsere Trauzeugen korrigierten die Panne in Windeseile, und dann konnten wir unseren Eröffnungstanz zu „True Love“ von Elton John ( in einer Instrumentalversion) starten.
Im Laufe des Abends haben wir jede Menge getanzt, ich musste bei dem einzigen Spiel des Abends meinen Mann mit verbundenen Augen an der Nase und einem Finger erkennen. Tja, ich hab es natürlich geschafft – auch wenn es ganz schön schwer war.

Um Mitternacht kam dann ein weiteres Highlight: unsere Torte. Sie war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte, und unglaublich lecker. Beim Anschneiden hatte ich übrigens die Hand oben.

Nachdem wir an alle Gäste Torte verteilt und auch selbst ein Stück vernascht hatten, warf ich meinen Brautstrauß. Dabei stellte sich der einzige Nachteil des Saals heraus: die viel zu niedrige Decke. Beim ersten Versuch warf ich den Strauß zu hoch und er prallte an der Decke ab, um genau hinter mir wieder zu landen. Naja, beim zweiten Versuch hat es dann geklappt, obwohl ihn die Glückliche vom Boden aufgehoben hat, statt ihn tatsächlich zu fangen.
Nach den Wurf ließ ich mir von meiner TZ erstmal den Schleier abnehmen, der mich doch allmählich störte.
Wir feierten noch ausgelassen bis halb vier, dann versammelten wir uns mit den verbliebenen Gästen zum Lagerfeuer auf der Tanzfläche. Was ich mittlerweile schon ganz vergessen hatte: ich hatte mir gewünscht, dass wir unseren letzten Tanz zu „Für mich soll’s Rote Rosen regnen“ von Hildegard Kneef tanzen. Es war so wunderschön und total ergreifend... Wieder ein Moment zum Zeit anhalten.
Nachdem wir die letzten Gäste rausgefegt, die Band bezahlt und den Großteil unserer Geschenke auf unser Zimmer gebracht hatten, trug mein Schatz mich über die Schwelle unseres Hotelzimmers, womit eine traumhafte Feier zuende ging.
Wir hatten einen wirklich tollen Tag, mit tollen Gästen, toller Musik, super Essen und netten Überraschungen. Alles in allem war es eine richtige Traumhochzeit.

LG
Jenn