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06. Oktober 2016

Die Polnische Hochzeit

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Jedes Land und jede Kultur feiert die Hochzeit auf ganz eigene Art und Weise. Wir haben mal einen Blick nach Polen geworfen, um zu sehen, wie dort die Hochzeit gefeiert wird. Auf jeden Fall feucht, fröhlich und mit allerhand Hochzeitsbräuchen!

Die Verlobungsfeier vor der Hochzeit

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In Polen wird als erste Feier im Rahmen der Hochzeit eine Verlobungsfeier ausgerichtet. Dabei handelt es sich meist um eine kleine und persönliche Feier im Hause der Eltern von Braut oder Bräutigam. Sehr oft ist dieses Treffen auch eine Möglichkeit für die Eltern, sich einander vorzustellen oder besser kennenzulernen und gemeinsam die Vermählung Ihrer Kinder zu feiern. Zu diesem besonders feierlichen Anlass wird ein umfangreiches Festessen serviert, ein großes Dessert mit passendem Wein und Wodka für die Herren. Die Damen trinken dabei gern Cocktails aus Wodka und Säften passend zur Hochzeitssaison. Das Treffen soll die Akzeptanz und Verbrüderung der beiden Familien darstellen und die anstehende Verbindung vertiefen.

Genau während eben dieser Verlobungsfeier erhält die zukünftige Braut den Verlobungsring vor versammelter Mannschaft. Oft sind hier auch die engsten Familienfreunde dabei. In stark katholischen Familien vollzieht der Trauzeuge die Verlobungsfeier. Die Familie legt ein Kreuz, eine Schüssel mit Weihwasser und den Verlobungsring auf einen Tisch, der mit einer weißen Tischdecke bedeckt ist. Daraufhin versammelt sich die Hochzeitsgesellschaft und hört zu, wie der Trauzeuge fragt: "Seid Ihr hier aus eigenem Willen? Habt Ihr den Segen der Familie?" Danach segnet er den Verlobungsring mit Weihwasser. Nun ist die Verlobung offiziell.

 

Der Junggesellenabschied

Junggesellinnenabschied

Wie auch in Deutschland wird vor der Hochzeitsfeier der Junggesellen-/ Junggesellinnenabschied gefeiert. Die sogenannten "Wieczory kawalerskie" finden in Polen oft direkt am Vorabend der Hochzeit statt. Der Bräutigam feiert den Junggesellenabschied mit seinen Freunden in einer Kneipe oder einem Restaurant. Es wird sehr deftig gegessen und viel getrunken, meist lockern Gesellschaftsspiele und Kartenspiele den Abend auf. Während des Junggesellinnenabschiedes trifft sich die Braut mit Ihren Mädels traditionell bei sich zu Hause und feiert, ähnlich wie das während des amerikanischen Bridal Shower so üblich ist, mit Häppchen, Cocktails und konkreten Hochzeitsvorbereitungen, wie dem Basteln von Hochzeitseinladungen oder Tischdeko für die Hochzeit. Auch in Polen bedeutet der letzte Abend in Freiheit bedeutet für das Brautpaar ein symbolisches Ende der Unabhängigkeit und den Beginn einer romantischen Zukunft zu Zweit.

Polnische Hochzeitsbräuche

Kirchliche Trauung

Die Polen heiraten meist sowohl standesamtlich als auch kirchlich, und dies traditionell am selben Tag. Die kirchliche Trauung wird offiziell und feierlich vorher in der jeweiligen Kirche angekündigt. Die katholische Kirche in Polen erlaubt den Katholiken, eine nicht-katholische Person zu heiraten. In einem solchen Fall nimmt die Person einer anderen Glaubensrichtung nicht am Erhalt des Sakramentes der Ehe teil, doch ist die Ehe trotzdem vor Gott geschlossen und in den Augen der Polen gültig. Die Hochzeiten in Polen dauern oft ein ganzes Wochenende lang, auf jeden Fall den ganzen Samstag und Sonntag; deswegen wird genau an diesem Tag am liebsten gefeiert. In polnischen Großstädten sind die Festivitäten nicht so lange und ausgiebig wie auf dem Land, wo eine Hochzeit stets ein Großevent bedeutet. Die beliebtesten Monate für die Hochzeit ist die Zeit um Ostern und die Weihnachtszeit, da die Kirche eine Hochzeitsfeier in der Fastenzeit und den Adventswochen traditionell untersagt. Auch die Sommermonate Juni und Juli sind sehr beliebt zum Heiraten. Üblicherweise müsste der Heiratsmonat ein Monat mit dem Buchstabe R sein, so passen Juni (czerwiec), August (sierpień) und Dezember (grudzień) sehr gut. Dies sind natürlich sehr konventionelle Vorgaben, die nur von ganz streng gläubigen Paaren eingehalten werden.

Die Trauungszeremonie

Traditionsgemäß kommt der Bräutigam ( pan młody) kurz vor der Hochzeitsfeier mit seinen Eltern zum Haus der Braut. Oft folgt ihm die Hochzeitskapelle und spielt dabei traditionelle polnische Hochzeitslieder. Im Haus der Braut bekommt das Brautpaar einen Segen durch die Eltern und danach fahren alle gemeinsam ins Standesamt und direkt im Anschluss in die Kirche zur kirchlichen Trauung.

Früher wurde die Braut in Polen von ihrem Vater und der Bräutigam von seiner Mutter zum Altar geführt. Doch diese Tradition ist längst vergessen. Aktuell geht das Hochzeitspaar gemeinsam zum Altar. Ihm folgen die Trauzeugen, die Eltern der Braut, die Eltern des Bräutigams und danach der Rest der Familie. Traditionell gehen dabei alle Männer auf der Seite des Bräutigams und alle Damen auf der Seite der Braut. In Polen gibt es keine Brautjungfern!

Direkt nach der Trauzeremonie ist Zeit für die Gratulanten, dem Brautpaar Ihre besten Wünsche auszudrücken. Zuerst wünscht der Pfarrer alles Gute für die Zukunft und entlässt das Paar aus der Kirche. Danach schreitet das frischgebackene Ehepaar aus der Kirche, während die Hochzeitskapelle das Ave Maria oder den Hochzeitsmarsch von Mendelssohn spielt. Währenddessen bilden die Hochzeitsgäste eine Schlange, um dem Hochzeitspaar ebenfalls alles Gute zu wünschen. Jeder Gratulant hat einen Blumenstrauß in der Hand, den die Braut entgegen nimmt. Die Trauzeugen kümmern sich um den Brautstrauß und die geschenkte Blumendekoration, die der Dekoration des Hauses oder der Wohnung der frisch Vermählten dient und die Hochzeitsnacht verschönern soll.

Beim Auszug aus der Kirche werden dem Brautpaar kleine Münzen zugeworfen und das junge Brautpaar darf dann das Geld aufheben, während die Gäste ihnen zur Hilfe eilen. Dies ist ein altes heidnisches Ritual, das sich immer noch großer Beliebtheit erfreut. Es heißt: Wer das meiste Geld gesammelt hat, wird im gemeinsamen Zuhause das Sagen haben. Früher wurden eher kleine Getreidekörner oder Reis auf die Häupter des Brautpaares ausgestreut, was eine gute und glückliche Zukunft symbolisieren sollte.

Braut mit Brauteltern

Die Hochzeitsfeier in Polen

Die Hochzeitsfeier wird, ebenso wie in Deutschland, meist in einem Restaurant, einem Hotel oder einem gemieteten Saal ausgerichtet. Wenn die Familie von weit her reist, um der Hochzeitsfeier beizuwohnen, wird stets ein Platz zum Schlafen organisiert. In Polen wäre es mehr als unhöflich, wenn die Familie oder Freude von auswärts während der Feierlichkeiten ein Hotelzimmer bewohnen müssten. Wie bereits erwähnt, ist eine polnische Hochzeit auf dem Land in der Regel um einiges größer als eine Hochzeit in der Stadt. Viele Menschen auf dem Land haben große Häuser zur Verfügung und können somit viele Gäste bei sich zu Hause unterbringen und dort vielleicht auch feiern. Auf dem Land wird meist drei Tage und drei Nächte lang gefeiert. Solche Hochzeiten sind sehr üppig und umfassen oft mehrere Hundert Gäste.

Die Fahrt zum Veranstaltungsort wird bei vielen Brautpaaren dazu genutzt, die Hochzeitsfotos zu schießen. Meist findet dies in der Zeit zwischen der standesamtlichen Trauung und der Hochzeitszeremonie in der Kirche statt. Danach erscheint das Hochzeitspaar an der Hochzeitslocation ("Dom Weselny" genannt) und wird mit Brot, Wein und Salz begrüßt. Oft wird statt des Weines auch Wodka gereicht, wobei die Gläser sofort geleert und dann nach hinten geworfen werden. Mit dieser Geste wird dem Brautpaar eine rosige Zukunft vorausgesagt. Danach müssen die frischgebackenen Eheleute von dem Brot abbeißen, was symbolisieren soll, dass es ihnen nie an etwas mangeln wird. Zuletzt trinken sie von dem Wein und probieren von dem Salz und zeugen damit, dass es ihnen nie an süßen Dingen fehlen wird und dass sie auch die salzigen Dinge in der Ehe durchstehen werden.

Die polnische Braut wird stets von Ihrem Gatten über die Schwelle getragen, denn darauf legt man in Polen sehr großen Wert. Am Anfang der Hochzeitfeier gibt es den gemeinsamen Toast. Alle Gäste stoßen auf Gesundheit und das Glück der Eheleute an. Der erste Tanz wird natürlich vom Brautpaar getanzt. Ein sehr beliebter Brauch in Polen ist der Schleierwurf. Um Mitternacht wirft die frischgebackene Ehefrau ihren geliebten Schleier unter die anwesenden Bachelorettes. Der Ehemann wirft analog dazu seine Fliege oder Krawatte zwischen die Junggesellen des Abends. Denjenigen, die die Hochzeitsutensilien fangen, gehört gemeinsam der nächste Tanz. Unmittelbar nach dem Schleierwurf wird die Hochzeitstorte angeschnitten und an die Gäste verteilt. Manchmal folgt danach die Dankesrede an die Eltern, die die Hochzeit vorbereitet haben.

Es wird immer bis zum Morgengrauen ausgelassen gefeiert. Während der Hochzeitsfeier soll es den Hochzeitsgästen an nichts fehlen. Es werden traditionelle polnische Speisen serviert und es gibt Wodka und Wein in Hülle und Fülle. Die Gäste tanzen, amüsieren sich und entspannen bei einer Live Band, welche in Polen immer noch beliebter ist als ein Party DJ. Am nächsten Tag finden die "Verbesserungen" statt, genannt "Poprawiny". Dabei handelt es sich um eine zweite Feier, die die Zeit der Hochzeit verlängern soll. Dabei ist das Besondere, dass nach der Hochzeit am Folgetag oft eben diese Afterparty noch bei einem der Elternpaare des Brautpaares stattfindet.

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