Off Topic im weddix Hochzeitsforum

Seit einigen Wochen diskutieren wir ob mein Mann sich selbstständig machen soll oder doch nicht. Ich glaube wir haben inzwischen alle Vor- und Nachteile besprochen aber die letztliche Entscheidung ist noch nicht getroffen.
Mein Mann arbeitet zur Zeit im Landschafts- und Gartenbau und würde sich auch in diesem Bereich selbstständig machen. Der Bedarf ist sicher da wenn man sich die Konkurrenzunternehmen anschaut und ich glaube da auch wirklich an ihn, sein Engagement, seinen Ergeiz und seine Ausdauer. Aber trotzdem fehlt mir die Sicherheit die eine Festanstellung halt bietet...

Sorry musste das hier jetzt mal los werden um auch einmal neutrale Meinungen zu dem Thema zu bekommen...

Lg Meli

selbstständigkeit ist ein echt schwieriges thema. für mich wäre es nichts, wenn mein zukünftiger sich selbstständig machen würde. keinen urlaub, keine finanzielle sicherheit für magere zeiten und in der ersten zeit fast volle aufgabe der familie wg. der hingabe zum geschäft.
ich sehe es bei vielen meiner kunden. entweder sie scheitern oder sie sind so im stress, dass für die familie wenig zeit bleibt.
aber wenn dein mann sich erstmal etabliert hat, kann er ausbauen und seine arbeit auch auf mitarbeiter verteilen. ich denke, die anfangszeit ist sehr sehr hart, aber wenn er es schafft, wird es einfacher.

Ja genau das sind auch meine Probleme. Wobei man sehen muss dass mein Mann auch jetzt schon an die 12 Stunden arbeitet - ohne dass Überstunden bezahlt werden, dass es ständig Stress gibt weil er einen Samstag im onat frei braucht um seinen Sohn zu sehen,...
Er sieht das halt so "wenn schon soviel arbeiten dann doch bitte für uns und nicht für den Chef" - er hat ja Recht.
Trotzdem hängt von der Entscheidung sooo viel ab - Urlaube, Familienplanung,...

Ich bin froh, dass sich mein Mann nach der Meisterschule nicht selbstständig gemacht hat. Viele seiner Kollegen haben es getan, viele sind gescheitert und haben teilweise teuer bezahlt.

Ständig der Kampf um Aufträge, die Angst krank zu werden, Kunden, die nicht oder nicht rechtzeitig zahlen und knallhart um den Preis feilschen, die ganze psychisch Belastung, die damit zusammenhängt, Urlaub, nur wenns gerade passt...da bin ich doch sehr um seine feste Anstellung froh, auch wenn er so vermutlich etwas weniger verdient.
Als Familie sind wir aber auch ziemlich unflexible, wir haben einfach unsere monatlichen Fixkosten und sind auf eine gewisse Sicherheit angewiesen.
Als Single oder Paar kann man da schon viel besser seine Bedürfnisse herunterschrauben und einfach mal auf vieles verzichten, damit ihr wenigstens für einige Zeit auch mal mit einem festen Gehalt (nämlich deinem ) auskommt.

stimmt, die zahlungsmoral der kunden muss man auch immer beachten. selbst die öffentliche hand zählt nicht zu den kunden mit ner guten zahlungsmoral.

ich versteh auch deinen schatz bezüglich der überstunden. das problem hat meiner auch. trotzdem möchte er nicht gegen selbstständigkeit tauschen. er sieht es an seinem chef (schatz arbeitet in einem familienbetrieb), wie schnell die selbstständigkeit einen an die nieren gehen kann und wie wenig zeit für die familie bleibt. wenn chefs kinder nicht mal ab und zu im geschäft vorbeischauen würden, würde sein chef sie fast gar nicht sehen.

Mein Mann hat sich vor 1,5 Jahren selbständig gemacht und ist seitdem ein sehr zufriedener, motivierter Mensch.

Vorher hat er halt für den Profit eines Unternehmens gearbeitet, jetzt arbeitet er für unseren Profit. Er ist aber nicht im Handwerkerbereich tätig, sondern im Personalwesen, wo Kunden sich auch längerfristig binden und man nicht jeden Tag mehrere neue Aufträge braucht.

In den ersten 9 Monaten bekommt man vom Arbeitsamt ein sog. Überbrückungsgeld (ich glaube, das waren bei ihm so 1600€) und wenn das wegfällt, zeigt sich, ob man ohne Unterstützung auskommt oder nicht. Zum Glück hat es bei meinem Mann von Anfang an gut geklappt.

Raten kann man euch da, glaube ich, nicht viel, aber ich habe meinem Mann immer gesagt, dass er das tun soll, womit er glücklicher ist, und das war in seinem Fall die Selbständigkeit. Zur Not hätte ich halt nach der Geburt weitergearbeitet, um mehr zu verdienen, aber es sieht nicht so aus, als müssten wir auf diesen PLan zurück greifen.

Ich würde niemals aus einer festen Anstellung in die Selbstständigkeit gehen und mein Mann zum Glück auch nicht.

Ich selber war bis vor kurzem voll selbstständig (also auch mit eigener Krankenversicherung eigener Einzahlung in die Arbeitslosenversicherung etc...) trotz dass mein Mann ja gut verdient, hätte ich mittlerweile draufgezahlt und somit habe ich es nun nur noch verkleinert und nebenher. Bin nun quasi wieder arbeitslos gemeldet und suche ne Festanstellung.

Ich habe das ganze auch falsch angepackt und es war eher aus der Not (arbeitslosigkeit heraus). ich hatte nicht genug Rücklagen um auch gut zu investieren (Wareneinkauf etc..)

Also ich würde es so nicht nochmal machen. Schon gar nicht, wenn ich in nem Arbeitsverhältnis wäre und erst Recht nicht, wenn ich Hauptverdfiener wäre...

LG. melli

Ich finde auch, dass es sicherlich ein gutes Gefühl ist 'für sich selbst' zu arbeiten.

Aber ich finde: es muss mindestens 1 Gehalt vorhanden sein, womit man die allgemeinen Ausgaben decken kann - und auch die eventuellen Ausgaben des Selbständigen (wie Versicherungen usw.), wenn mal nichts reinkommt. Heisst also: kannst Du mit deinem Gehalt Euch die ersten Monate / das erste Jahr komplett durchziehen?

Und: man muss genau durchrechnen, ob es wirklich reicht. Garten- und Landschaftsbau ist ja m.E. auch eine saisonale Angelegenheit: also könnte er in weniger als 12 Monaten soviel verdienen, dass es für ein ganzes Jahr reicht.

Was eine Möglichkeit wäre: kann er eventuell bei seinem jetzigen Job reduzieren (auf 75% oder so) und mal versuchen selbst was nebenbei zu machen? Oft ist es ja grad am Anfang der Selbständigkeit so, dass man noch keinen Kundenstamm/Bekanntheitsgrad hat und es so gerad am Anfang zu finanziellen Schwierigkeiten kommen kann.

Und was natürlich auch stimmt: selbständig = selbst und ständig arbeiten - also das Arbeitsvolumen würde sich - um wirklich finanziell gut dazustehen - sicherlich vergrößern

@ miezerl
die Idee mit einer Arbeitszeitreduktion bei seinem aktuellen Arbeitgeber hatten wir auch schon - wobei wir da erstmal abwarten müssen bis alles spruchreif ist und dann muss er sehen. Sein Chef ist diesbezüglich echt schwer einzuschätzen. Prinzipiell wär mein Mann keine Konkurrenz für ihn da sein Arbeitgeber überwiegend große Projekte abwickelt und Kleinaufträge sowieso an andere Gärtnerfirmen weiter gibt. Somit wäre das eventuell auch eine Möglichkeit Aufträge zu bekommen. Nur wissen wir leider nicht wie sein Chef reagiert wenn er vom Vorhaben meines Mannes hört.
Was mein Schatz aber in jedem Fall machen will ist dass er sich alternativ wenigstens einen 400.- Euro Job oder einen Job auf geringfügiger Basis sucht. So dass wenigstens ein paar Euro sicher rein kommen!

@ makai
Ich denke so wäre es bei meinem Mann auch. er geht voll in seinem Beruf auf - aber das Arbeitsklima ist dort kaum zu ertragen! Und der GEdanke der Selbstständigkeit spuckt schon seit 4 Jahren in seinem Kopf herum. drum denk ich inzwischen - ausprobieren!

Ich denke auch, dass man bei dieser Entscheidung ganz genau abwägen muss, was man macht.
Für mich persönlich wäre es nichts, auch wenn ich sowieso nen Beruf habe, wo ne Selbstständigkeit nicht möglich ist, aber ich sehe es im Freundeskreis.

Ne Freundin und ihr Freund sind selbstständig und bei denen passt der Spruch "selbst und ständig" wirklich wie die Faust aufs Auge. Die beiden sind nur am malochen, haben kaum Zeit für sich und es werden regelmäßig feste Termine abgesagt, die schon seit Wochen stehen. Jetzt ist es nicht ganz so schlimm, wenn nur Termine mit Freunden abgesagt werden, aber wenn das dauernd vorkommt, man sich darauf nicht mehr verlassen kann, ist es schon ganz schön nervig.

Wenn du ein festes Gehalt nach Hause bringst, mit dem ihr eure Kosten voll und ganz decken könnt und wenn dein Mann wirklich schon soooo lange den Gedanken hat, sich selbstständig zu machen, dann soll er es doch einach ausprobieren.
Klar, die Anfangszeit wird hart, aber wenn die erstmal geschafft ist und "der Laden läuft", hat es sicherlich auch Vorteile.
So manches Mal möchte man sicher auch die Flinte ins Korn werfen, aber Geduld und Durchhaltungsvermögen sind da das A und O und wenn du ihn voll und ganz unterstützt, ist die Sache vielleicht auch nicht ganz so dramatisch!

Ich wünsche euch, dass ihr die richtige Entscheidung trefft.